21. Juni 2020, Baden-Württemberg, Stuttgart: Bei Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt stehen Menschen vor einem geplünderten Laden in der Marienstraße. (dpa)
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Dutzende gewalttätige Kleingruppen haben bei Straßenschlachten mit der Polizei in der Nacht zum Sonntag die Stuttgarter Innenstadt verwüstet und mehrere Beamte verletzt.

„Die Situation ist völlig außer Kontrolle“, sagte ein Polizeisprecher am frühen Sonntag in Stuttgart. Nach mehreren Stunden beruhigte sich die Situation am Morgen. Einsatzkräfte aus dem gesamten Bundesland waren in die Hauptstadt beordert worden, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen.

Im Kurznachrichtendienst Twitter kursierten Videoaufzeichnungen von jungen Männern, die gegen Schaufensterscheiben von Geschäften traten oder Pflastersteine aus dem Boden rissen. Der Polizeisprecher sagte: „Es wurde richtig randaliert.“ Eine ganze Reihe von Geschäften und Fahrzeugen seien betroffen. Es habe auch Plünderungen gegeben. Schwerpunkte seien der Schlossplatz und die benachbarte Königstraße gewesen, die als Stuttgarts Shoppingmeile bekannt ist.

Zu sehen waren eingeschlagene Schaufensterscheiben mehrerer Handy-Läden. Auch ein Eiscafé auf der Königstraße und ein bekanntes Bekleidungsgeschäft nahe des Charlottenplatzes wurden beschädigt.

Über die Hintergründe der Auseinandersetzung und die genaue Anzahl der Randalierer war zunächst nichts bekannt. Die Polizei sprach von mehreren hundert Menschen, die in Kleingruppen unterwegs gewesen seien.

20 vorläufige Festnahmen und mehr als ein Dutzend verletzte Polizisten - das ist die erste Bilanz der Ausschreitungen. In der Nacht hätten sich während einer Kontrolle anlässlich eines Drogendelikts viele Feiernde gegen die Polizisten solidarisiert, teilte die Polizei am Morgen mit.

Die Krawallen hätten gegen Mitternacht begonnen, sagte der Polizeisprecher. Am Sonntagmorgen hieß es, die Lage habe sich beruhigt. Zur Sicherheit bleibe die Polizei mit einem Großaufgebot in der Innenstadt präsent.

„Teile der linken Szene überschreiten Linien“

Auch an vergangenen Wochenenden war es zu Auseinandersetzungen von überwiegend jungen Menschen mit der Polizei gekommen - allerdings nicht in dem Ausmaß wie jetzt. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht dazu, ob die Drahtzieher der jüngsten Zerstörungen polizeibekannten Szenen zuzurechnen sind. Vor einigen Tagen hatte die Stuttgarter Polizei nach Vorfällen am Rande einer Demonstration von Grenzüberschreitungen gesprochen. „Teile der linken Szene überschreiten hier gerade Linien, was wir für Stuttgart bisher so nicht gekannt haben“, sagte damals ein Polizeisprecher.

Bereits am Samstagnachmittag hatte es in der Stuttgarter Innenstadt eine Demonstration von rund 200 PKK-nahen und linksradikalen Personen gegeben. Auf Fotos waren unter anderem Banner des syrischen PKK-Ablegers YPG zu sehen.

Laut den „Stuttgarter Nachrichten“ führte der Zug von der Lautenschlagerstraße über den Rotebühlplatz, die Eberhardtstraße und den Marktplatz zum Karlsplatz. Laut Polizei wurde vereinzelt Pyrotechnik gezündet.

Eine PKK-nahen Demo hatte es auch am 13.6. gegeben. Einzelne Teilnehmer hatten sich dabei vermummt - verbotene Fahnen wurden gezeigt und Einsatzkräfte wurden beleidigt. Die Polizei leitete Ermittlungen wegen verschiedener Straftaten und Verstöße gegen das Versammlungsrecht ein.

TRT Deutsch und Agenturen