Gazastreifen wird weiter bombardiert / Photo: AA (AA)
Folgen

Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, steht seit seinem Aufruf zu einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten im Kreuzfeuer israelischer Kritik.

Heusgen hatte am Dienstagabend im ZDF-„heute journal“ gesagt: „Es muss zu einer diplomatischen Lösung kommen.“ Es gehe zuerst um die Befreiung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln, so Heusgen. Dem sei alles unterzuordnen. Dann müsse man „zurückkehren zur Zwei-Staaten-Lösung, die geltendes Recht ist. Und da muss Israel auch mitmachen. Das kann man sich derzeit nicht vorstellen. Aber das ist der einzige Ausweg“, hatte der frühere deutsche UN-Botschafter betont.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, reagierte daraufhin mit Ablehnung. Es gebe derzeit keine Grundlage für einen Appell an Israel, über eine Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern zu sprechen, sagte er. Auch Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, zeigte sich empört und bezeichnete die Äußerungen Heusgens als „ungeheuerlich“. Heusgen habe den „Vergeltungsschlag der Hamas verharmlosend und kaltherzig“ als „Hamas-Aktion“ bezeichnet und mit keinem Wort verurteilt, unterstellte Prosor Heusgen am Mittwoch. Heusgen habe von Israel gefordert, auf die sogenannte Bodenoffensive im Gazastreifen zu verzichten, und habe „Israel damit das Selbstverteidigungsrecht“ abgesprochen, behauptete er.

Botschafter Prosor: „Israel braucht keine Belehrungen“

Heusgen hatte sich nach den Äußerungen von UN-Generalsekretär António Guterres zum Gaza-Krieg an dessen Seite gestellt. Heusgen erklärte zudem: Man müsse „verhindern, dass es einen Flächenbrand gibt, also keinen Einmarsch der israelischen Truppen im Gazastreifen“. Er forderte eine Rückkehr zu einer Zwei-Staaten-Lösung. Dabei soll ein unabhängiger Staat Palästina neben Israel entstehen.

„Besserwissern wie Herrn Heusgen, die sich berufen fühlen, Israel nicht nur zu belehren, sondern uns auch ungefragt Ratschläge zu erteilen, wie wir auf den blutigsten Angriff auf Juden seit der Shoa auf unserem Staatsgebiet zu reagieren haben, möchte ich folgendes entgegnen“, sagte Prosor und fügte hinzu: „Israel braucht keine Relativierungen. Israel braucht keine Belehrungen. Und vor allem brauchen wir sie nicht von Ihnen, Herr Heusgen. Schämen Sie sich!“

Prosor zog zudem die Eignung von Heusgen als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz in Zweifel. „Aus meiner Sicht stellen sich wirklich große Fragen an seine Fähigkeit, diese Konferenz zu führen“, sagte Prosor am Mittwochabend in einem Interview mit Welt TV. Es komme selten vor, dass man wie bei Heusgen sehen könne, „wie jemand plötzlich sein wahres Gesicht zeigt“.

TRT Deutsch und Agenturen