Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) spricht auf ihrer Sommertour zu Beginn eines Townhall-Gesprächs mit Studierenden der Goethe-Universität und Bürgern auf dem Campus Westend zum Thema „Einsamkeit“ mit Benjamin Landes, Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik. / Photo: DPA (dpa)
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Sich einsam fühlen: Das kann jeden Menschen treffen und für jeden ganz anders aussehen. Familienministerin Lisa Paus will Einsamkeit in Deutschland bekämpfen - auch um damit die Demokratie zu stärken. „Einsame Menschen gehen seltener wählen und engagieren sich weniger, auch deshalb ist Einsamkeit ein gesamtgesellschaftliches Problem“, sagte die Grünen-Politikerin am Rande ihrer Sommerreise bei einem Besuch der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Es sei daher auch aus Sicht der Demokratieförderung wichtig, Einsamkeit zu bekämpfen. Die Bundesregierung arbeite deshalb an einer Strategie gegen Einsamkeit.

Der Ministerin zufolge ist Einsamkeit ein zunehmendes Problem in Deutschland und betrifft nicht nur ältere Menschen. „Auch junge Menschen, zum Beispiel Studierende, leiden darunter“, sagte Paus. Insbesondere in den ersten Semestern seien diese häufig von Einsamkeit betroffen.

Einsamkeit verändert psychosoziale Lage an Hochschulen

Das merken auch die Hochschulen: Nach Angaben der Studierendenwerke suchen zahlreiche Studierende wegen sozialer Isolation und Einsamkeit bei den psychosozialen Beratungsstellen Hilfe. Vor der Corona-Pandemie seien meist klassische, aufs Studium bezogene Probleme der Grund gewesen, warum Studierende die psychologische Beratung ihres Studierendenwerks aufsuchten: Arbeitsstörungen, Prüfungsängste, Aufschieberei, Schwierigkeiten beim Studienabschluss. „Heute ist die psychische Belastungs- und Problemlage vieler Studierender deutlich gravierender: Es geht um soziale Isolation und Vereinsamung, die grundsätzliche Infragestellung des Studiums, und in hohem Maße auch um depressive Verstimmungen, Hoffnungslosigkeit, bis hin zu suizidalen Gedanken“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. „Es geht ums Existenzielle.“

Ein ähnliches Bild zeichnet die Frankfurter Sozialforscherin Yvonne Wilke. „Vor Corona wurden junge Menschen auch in der Wissenschaft mit Blick auf Einsamkeit vergessen“, sagte sie. „Wir wissen noch relativ wenig darüber, auch über die Gründe. Das ist sicherlich was, was die Forschung künftig aufgreifen wird.“

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen, M) wird zu Beginn eines Townhall-Gesprächs mit Studierenden der Goethe-Universität und Bürgern auf dem Campus Westend zum Thema „Einsamkeit“ von Benjamin Landes (r), Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V., und Yvonne Wilke begrüßt. (DPA)

Angebote der Hochschulen zur Unterstützung

Doch was kann man tun, wenn man sich einsam fühlt? „Die meisten Hochschulen und Studierendenwerke bieten Beratungsdienste an, die Studierenden bei verschiedenen Herausforderungen, einschließlich Einsamkeit, zur Seite stehen können“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. „Bei niedrigschwelligeren Problemen raten wir, den Kontakt zu Kommilitonen zu suchen, denn oft fühlen sich Studierende einsam, weil sie sich nicht mit anderen austauschen.“ Es könne hilfreich sein, sich in sozialen Gruppen, Vereinen oder Studierendenorganisationen zu engagieren, um neue Kontakte zu knüpfen. Wenn möglich, sollten Studierende auch versuchen, regelmäßig Kontakt zu Familie und Freunden aufrechtzuerhalten. Diese seien eine wichtige emotionale Stütze, auch wenn sie nicht physisch vor Ort sind.

TRT Deutsch und Agenturen