Eine hohe Nachfrage nach dem Neun-Euro-Ticket für den Nahverkehr trifft auf sanierungsbedürftige Schienen: Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn (DB), Richard Lutz, forderte am Montag „einen Paradigmenwechsel in der Infrastruktur“. Aus der überlasteten Infrastruktur müsse ein „Hochleistungsnetz“ werden. Die DB verkaufte seit Montag vergangener Woche rund 2,7 Millionen Neun-Euro-Tickets.
„Noch nie waren auf dem deutschen Netz so viele Züge unterwegs wie in diesen Tagen“, sagte Lutz in Berlin. Für die Bewältigung der hohen Fahrgastzahlen während der Geltungsdauer des Neun-Euro-Tickets würden zusätzliches Personal und Züge bereitgestellt, versprach er.
Das Streckennetz sei der wachsenden Nachfrage im Personal- und Güterverkehr mittelfristig jedoch nicht gewachsen. Eine grundlegende Sanierung sei nötig, es brauche „ein grundsätzliches, ein radikales Umsteuern“, sagte Lutz. „Ein weiter so ist definitiv keine Alternative“.
Der Bahn-Chef forderte insbesondere eine Generalsanierung der besonders intensiv befahrenen Strecken. Hier sollten die geplanten Baumaßnahmen der kommenden Jahre in einem kürzeren Zeitraum gebündelt werden, schlug er vor. Für ein solches Vorgehen seien zwar längere Sperrungen nötig, erklärte die DB. Gleichzeitig sei aber auch eine bessere „Vorplanung mit höherer Verlässlichkeit und längeren Vorlaufzeiten für alle Beteiligten“ möglich. Im Anschluss an die Baumaßnahmen soll auf den jeweiligen Strecken dann mehrere Jahre kein Baubedarf mehr bestehen.
Die konkreten Schritte für den Aufbau eines „Hochleistungsnetzes“ würden zwischen der Bahn, dem Bund und Vertretern der Branche koordiniert, sagte Lutz. Mit den Baumaßnahmen soll im Jahr 2024 begonnen werden, jährlich sollen demnach zwei bis drei der wichtigsten Bahnstrecken modernisiert werden. Abgeschlossen werden soll die grundlegende Sanierung der Infrastruktur in der zweiten Hälfte der 20er Jahre.
30 Mai 2022
AFP
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