14.03.2015, Hamburg: Erzbischof Stefan Heße spricht im Sankt Marien-Dom. (dpa)
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Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße will den Vatikan über seine Zukunft entscheiden lassen. Er habe die Bischofskongregation in Rom über die derzeitige Debatte über seine Person informiert, teilte das Erzbistum Hamburg am Freitag mit. Es gelte jetzt, das derzeit in Arbeit befindliche neue Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit Missbrauchsvorwürfen abzuwarten. Es soll im März veröffentlicht werden. „Auf meine Bitte hin soll Rom prüfen, ob die dann vorliegenden Untersuchungsergebnisse Auswirkungen auf mein Amt als Erzbischof in Hamburg haben“, erklärte Heße. Er war früher Personalchef im Erzbistum Köln.
Heße versicherte erneut, niemals Missbrauchsvorwürfe gegen Priester vertuscht zu haben. Er könne aber „nicht Richter in eigener Sache sein“ und überlasse das endgültige Urteil deshalb der Instanz, die ihn als Erzbischof eingesetzt habe. Als erste Konsequenz aus der Debatte kündigte er an, sein Amt als Geistlicher Assistenz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vorerst ruhen zu lassen. Aufgabe des Geistlichen Assistenten ist es, das Zentralkomitee in theologischen Fragen zu beraten und den Kontakt zur Deutschen Bischofskonferenz zu halten.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte zunächst ein Gutachten bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl in Auftrag gegeben. Mittlerweile hat er sich jedoch dazu entschlossen, dieses Gutachten wegen rechtlicher Bedenken nicht zu veröffentlichen. Stattdessen hat er eine neue Untersuchung bei einem Kölner Strafrechtler bestellt. Durchgesickert ist, dass Heße in dem ursprünglichen Gutachten kritisch beurteilt wird. Das ZdK forderte Woelki am Freitag zur Offenlegung eben dieses Gutachtens auf. „Aktuell sind wir Zeuginnen und Zeugen intransparenter Vorgänge im Erzbistum Köln“, kritisierte die Vollversammlung der Laienvertretung. „Wir fordern, diese vollständig offen zu legen und insbesondere die Ergebnisse aus dem Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zugänglich zu machen.“
ZdK-Präsident Thomas Sternberg sagte: „Wenn die Pressemeldungen stimmen, dann ist das ein unglaublicher Skandal, einen Betroffenenbeirat auszunutzen und da sogar eine Retraumatisierung von Betroffenen in Kauf zu nehmen.“ Zwei zurückgetretene Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer und Karl Haucke, hatten in der „Süddeutschen Zeitung“ einen „erneuten Missbrauch von Missbrauchsopfern“ beklagt. Sie hätten sich von Woelki unter Druck gesetzt gefühlt, der Nichtveröffentlichung des ersten Gutachtens zuzustimmen, sagten sie.
Das derzeitige Geschehen erschüttere „ganz sicher das Erzbistum Köln ganz massiv“, sagte Sternberg. „Es ist für Köln eine bisher so noch nicht da gewesene Situation.“

dpa