Von Bodrum bis Manavgat – die Südküste der Türkei versinkt in einem Flammenmeer. Dies waren die Aufnahmen, welche die Türkei und die ganze Welt seit vergangenem Mittwoch in Schrecken versetzten. Jeder, der vor Ort um sein Leben, um sein Hab und Gut kämpfte, wird die Bilder nie aus den Augen verlieren, wird nie vergessen, wie die zerstörerischen Flammen Tiere, Wohnhäuser, ganze Gehöfte und Millionen von Bäumen vernichteten.
Zum Zeitpunkt, als dieser Artikel verfasst wurde, stand die traurige Bilanz bei 122 gelöschten Waldbränden, wobei an vier Stellen die Flammen noch loderten, also eine schockierende Gesamtzahl von 126; 32 Städte und deren umliegenden Gemeinden sind betroffen.
Denken wir aber zuerst an die Angehörigen der Menschen, die im Inferno ihr Leben lassen mussten; sieben Personen wurden bis Sonntag Abend als verstorben gemeldet. Zollen wir aber auch den Feuerwehrmännern und allen weiteren Rettungskräften unseren großen Respekt.
Das wahre Ausmaß der Verwüstungen wird erst in den kommenden Tagen und Wochen erkennbar werden. Aber eines steht mit Sicherheit bereits heute fest: Alleine das Wiederaufforsten wird Jahrzehnte dauern. Bevor wir der Frage nachgehen, ob es eine Naturkatastrophe oder Brandstiftung war, sollten wir uns kurz in Erinnerung rufen, um welche türkische Region es sich eigentlich handelt.
Ökosystem, Ökonomie betroffen
Das Ökosystem entlang der türkischen Mittelmeerküste ist einzigartig. Natürlich steigen die Temperaturen zwischen April und Oktober enorm an, aber dies bedeutet nicht, dass es kein perfektes Habitat für Mensch und Tier gäbe. Beide haben sich bestens auf die Klimagegebenheiten eingestellt.
Große Agrarbetriebe im Hinterland wechseln sich mit grünen Wäldern ab, die oft direkt bis ans Meer reichen. Idyllische Dörfer laden ebenso zum Verweilen ein wie die bekannten Ferienparadiese.
Neben der Landwirtschaft gibt es allerdings einen allen anderen Sektoren übergeordneten Wirtschaftszweig: Tourismus.
Die Südküste der Türkei ist schon seit vielen Jahrzehnten eines der führenden Markenzeichen des Landes, steht für bezahlbare Spitzenqualität. Es ist von daher nicht unangemessen zu schreiben, dass die Waldbrände von dieser Woche verheerende Folgen für das Ökosystem der Region haben, aber auch die Urlaubsbranche stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als eine erste „Nach-COVID-19“-Reisewelle in die Türkei zu verzeichnen war – wobei Gäste aus Deutschland zu den ersten Eintreffenden gehörten –, sieht man Reportagen im Fernsehen, in denen irritierte Urlauber mit ihren Koffern mitten auf der Straße stehen. Meldungen von Hotelevakuierungen machten sofort im Internet die Runde, Fernsehstationen schickten ihre Teams vor Ort und interviewten Gäste, die erklärten, die Klimaanlage hätte abgeschaltet werden müssen oder es hätte Probleme beim Atmen gegeben, da die Flammen nur drei Kilometer entfernt wüteten. Exakt nicht die Werbung, welche die Post-Corona-Türkei und die Tourismusbranche jetzt brauchen …
Aus Fairness sei gesagt: Natürlich können Naturkatastrophen kaum vorhergesagt werden; die Menschheit muss mit ihnen leben, so ernüchternd das klingen mag. Nur scheint bezüglich der über 120 Waldbrände irgendetwas nicht zu stimmen – wie ist es möglich, dass an so vielen Stellen und vor allem fast simultan Flammen emporschießen? Und selbst wenn man argumentiert, ein Feuer entfacht ein weiteres und dann ein drittes – ein Blick auf die Geographie und die extreme Länge des betroffenen Küstenstreifens macht dies absolut unglaubhaft. Nehmen wir dann noch die relative Windstille der letzten Woche hinzu, bleibt leider nur noch eine logische Vermutung übrig: Jemand hatte seine kriminellen Finger im Spiel, wortwörtlich.
PKK-Unterstützergruppe „Kinder des Feuers“ verantwortlich?
Es wäre nicht das erste Mal, dass die verbotene Terrororganisation PKK als Brandstifter aktiv geworden wäre. Wie u.a. TRT World und Daily Sabah damals berichteten, bekannte sich letztes Jahr die Gruppe „Children of Fire“ (Kinder des Feuers) zu mehren Attacken, um den Jahrestag der Ausweisung von Terrorclan-Anführer Abdullah Öcalan aus Syrien am 9. Oktober 1998 zu begehen. Am 10. Oktober 2020 wurden rund 400 Hektar Wald vernichtet. Auf der Pro-PKK Webseite Nuce Ciwan wurde die Bekenneraussage dann auch so verlautbart.
Um der Wahrheit auf den Grund zu kommen, bietet es sich an, dieselbe Webseite erneut aufzurufen. Nicht, dass sich deren Autoren der Wahrheitsfindung verschrieben hätten, weit gefehlt. Uns geht es heute lediglich darum, ob Verlautbarungen der „Kinder des Feuers“ auch wirklich als „wahr“ bewertet werden können.
So bietet sich ein Blick nach Griechenland an, wo gestern, am 1. August 2021, eine englischsprachige Zusammenfassung eines Artikels von Nuce Ciwan veröffentlicht wurde. Greek City Times (GCT) schrieb: „PKK-Untergruppe übernimmt Verantwortung für verheerende Brände; Rache für faschistische Türken“ (eigene Übersetzung). Eines der schockierendsten Zitate, die GCT anführt, bezieht sich darauf, dass die Waldbrände die Antwort an die faschistischen Türken seien, die eine Invasion in unser Land vornahmen und für dessen Ausbeutung verantwortlich seien, und die unsere Natur verbrannt hätten.
Mit anderen Worten: Die Türkei selbst würde eine Politik der verbrannten Erde betreiben und sei quasi eine Kolonialmacht, die nur ein Ziel habe, nämlich die Unterdrückung von Menschen mit kurdischer Abstammung.
Hätte jemand immer noch Zweifel daran gehegt, dass „Kinder des Feuers“ integraler Bestandteil der PKK sind – hiermit ad acta gelegt.
Eigene Recherchen ergaben, dass der Bekennerartikel in der Tat auf Nuce Ciwan am 1. August 2021 veröffentlicht wurde, zuerst in türkischer Sprache. Die deutsche Fassung war jedoch am Tag danach noch nicht abrufbar.
Ist das Bekennerschreiben in Form eines Webseitenartikels somit glaubwürdig? Da die Webseite eindeutig Sympathiekundgebungen für Anhänger des Terrorclans publiziert, liegt die Vermutung nahe, dass es in der Tat PKK-Anhänger waren, die für die derzeitigen Waldbrände verantwortlich sind. Betonung hier: liegt die Vermutung nahe, da handfeste Beweise erst noch erbracht werden müssen. Es ist aber zumindest ein mehr als eindeutiges erstes Indiz.
Noch eindeutiger wird die Sachlage, wenn wir einen Kommentar von Murat Karayilan, einem der PKK-Bosse, zur Hand nehmen (wie o.a. von TRT World und Daily Sabah publiziert), der bezüglich der Waldbrände des Jahres 2020 verlauten ließ, dass Brandstiftung eine Taktik sei, falls man keine Waffen zur Hand hätte. Zwei oder drei Jugendliche könnten sich durchaus treffen und etwas anstellen. Sie würden vielleicht sagen, sie hätten keine Waffen, aber ihre Waffen seien Feuerzeuge und Streichhölzer.
Drogenhandel, Menschenhandel, Bomben legen, unschuldige Menschen ermorden – die PKK hat viele terroristische Züge. Nunmehr Minderjährige zur Brandstiftung zu ermutigen, ist ein erneuter absoluter Tiefpunkt, der beweist, dass die Kriminellen vor nichts zurückschrecken, um zu versuchen, ihre Diktatur des Terrors einzuführen.
Ermittlungen nicht vorgreifen, aber Indizienbewertung erlaubt
So wie die rechtschaffenen türkischen Bürgerinnen und Bürger, und dies beinhaltet alle Mitmenschen mit kurdischen Wurzeln, während der weltweiten Pandemie oftmals viel unerwünschte Freizeit hatten, könnte es durchaus sein, dass auch terroristische Zirkel eine gewisse Art der „Umstrukturierung“ vornahmen. Als Staaten überall auf der Welt mit der Bekämpfung eines Virus voll beschäftigt waren, wäre es nicht undenkbar, dass ein anderer Virus, ein Krebsgeschwür der Gesellschaft, beschloss, seinen letzten Kampf zu kämpfen: die PKK.
Um im weiteren sprichwörtlichen Sinne des Feuers zu bleiben und hoffentlich in kürzester Zeit für immer ausgelöscht, versucht die PKK anscheinend, ihre letzten Truppen zu versammeln, versuchen die Terroristen das, was von ihrem illegalen Imperium noch übrig ist, neu zu gestalten.
Eine erfolgreiche Türkei, eine moderne Türkei, eine weltoffene Türkei ist das exakte Gegenteil von dem, was der Öcalan-Clan im Schilde führt. Da bietet es sich bestens an, teuerstes Weideland und die schönsten Baumbestände anzuzünden. Das zerstört das Ökosystem und hat auch für die Wirtschaft unabsehbare Folgen. Der Ruf der Türkei an sich, der Ruf als sicheres Urlaubsziel wird in Frage gestellt.
Wären da nicht die oben angesprochenen Bürgerinnen und Bürger. Schon lange glaubt niemand mehr in der Türkei an die leeren Versprechungen der Terroristen, den Himmel auf Erden einzurichten. Jeder weiß, was die PKK wirklich vorhatte: im Namen eines „freien Kurdistans“ eine Terrordiktatur in der gesamten Türkei einzuführen.
Das Land, den Boden, die Existenzen einfacher Menschen zu zerstören, könnte durchaus ein letzter Terroraufschrei sein, da öffentlich Unterstützer zu finden seit Langem absolut ausgeschlossen ist.
Die Indiziensammlung bezüglich der vermuteten Brandstifter wird weitergehen. Denn wie eingangs festgestellt: Über 120 fast simultane Brände in einer ausgedehnten Küstenregion und dies bei beinahe Windstille geht sich einfach nicht aus. Also stellt sich die Frage nach einem möglichen Motiv. Und hier schließt sich der Kreis, die Liste potentieller Täter verringert sich dramatisch.