Nach dem Wegfall von zahlreichen Minijobs in der Corona-Krise fordert die Bertelsmann Stiftung eine Reform des Systems. Unter dem Titel „Raus aus der Minijobfalle“ sprechen sich die Experten der Stiftung mit Sitz in Gütersloh für deren Abschaffung in ihrer bisherigen Form und für Sozialversicherungsabgaben ab dem ersten verdienten Euro aus. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Studie haben knapp 900.000 Minijobber in der Corona-Krise ihren Job verloren. Die Gefahr, arbeitslos zu werden, sei für sie rund zwölf Mal höher als für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Anspruch auf Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld haben sie nicht.
Nach dem Reformvorschlag sollen die Sozialversicherungsabgaben linear von 0 bei keinem Verdienst auf 20,2 Prozent bei einem Bruttoeinkommen von 1800 Euro steigen. Nach Berechnungen der Stiftung könnte die Zahl der Teilzeitstellen auf dem Arbeitsmarkt so bis zum Jahr 2030 um rund 160.000 wachsen.
Die Reform würde besonders Arbeitnehmern mit einem niedrigen Einkommen helfen, für die sich bislang die Arbeit über einen Minijob hinaus nicht auszahlt. Der Grund: Bis 450 Euro werden keine Abgaben und Steuern fällig. Ab dieser Grenze aber steigen die Abgaben sprunghaft auf rund zehn Prozent an. Bei dem neuen Modell würden sich die Abgaben beim Übergang auf 451 Euro von jetzt 45 auf 22,55 Euro halbieren. Bei 1000 Euro Verdienst würden statt 187 nur noch 122,22 Euro Sozialabgaben fällig.
„Die heutigen Minijobs müssen so reformiert werden, dass sich mehr Arbeit auch für alle lohnt“, sagt Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Für Schüler, Studierende oder Rentner, die etwas dazuverdienen wollten, solle sich nichts ändern.
dpa
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