Der frühere US-Präsident Donald Trump hat nach Angaben seines damaligen Verteidigungsministers Mark Esper 2020 erwogen, auf gewalttätige Teilnehmer von Anti-Rassismus-Demonstrationen schießen zu lassen. Trump habe damals „mit rotem Kopf“ im Oval Office gesessen und sich „lautstark“ über Demonstranten beschwert, die nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz im Mai 2020 vor dem Weißen Haus protestierten. Das schreibt Esper in Auszügen einer demnächst erscheinenden Autobiografie, die am Montag von der Nachrichtenwebsite „Axios“ veröffentlicht wurden.
„Ihnen einfach in die Beine schießen oder so?“
Trump habe demnach gefragt: „Könnt ihr nicht einfach auf sie schießen? Ihnen einfach in die Beine schießen oder so?“ Esper schreibt von einer „surrealen“ Situation, während er vor Trumps Schreibtisch im Oval Office gesessen habe. Er habe einen Weg finden müssen, Trump diese Idee auszureden. Floyds Tod in der US-Stadt Minneapolis am 25. Mai 2020 hatte landesweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst, bei denen es immer wieder auch zu Ausschreitungen kam. Auch nahe dem Weißen Hause versammelten sich regelmäßig Demonstranten unter dem Motto „Black Lives Matter“ (Das Leben von Schwarzen zählt). Anfang Juni lösten Sicherheitskräfte dort mit einem robusten Einsatz eine nach Angaben von Teilnehmern friedliche Protestkundgebung auf, was vielerorts für Kritik sorgte.
Mit Einsatz des Militärs gedroht
Trump hatte damals offen mit einem Einsatz des Militärs gegen Demonstranten gedroht. Dass er dabei auch Schüsse auf Demonstranten erwog, hatte bereits der US-Journalist Michael Bender in einem Buch geschrieben. „Schießt ihnen ins Bein - oder vielleicht in den Fuß“, sagte der damalige Präsident demnach.
Ex-Verteidigungsminister Esper bestätigt diese Darstellung nun in seinem Buch „A Sacred Oath“ (Deutsch etwa: Ein heiliger Eid), das am 10. Mai in den Handel kommt. Esper beschreibt darin seine Zeit an der Spitze des Pentagon.
Esper will sich eigenen Angaben zufolge als Verteidigungsminister eine gewisse politische Unabhängigkeit bewahrt haben. So widersprach er eigenen Angaben offen Trumps Forderung nach einem Militäreinsatz gegen Black-Lives-Matter-Demonstranten. Trump feuerte Esper nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 gegen den Demokraten Joe Biden.