Die Türkei hat am Mittwoch des renommierten Wissenschaftlers Fuat Sezgin gedacht. Anlässlich des dritten Todestages des Gelehrten am 30. Juni unterstrich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf seinem Twitter-Account die Bedeutung der Arbeiten von Sezgin in den Bereichen Islam, Wissenschaft und Technologie. Auch landesweit erinnerten zahlreiche Menschen aus Politik, Bildungswesen und öffentlichem Leben an das Schaffen des Wissenschaftlers.
Sezgin, geboren am 24. Oktober 1924, wuchs in der anatolischen Stadt Bitlis auf. Bereits in seiner Kindheit beabsichtigte er, Ingenieur zu werden. Doch eine Veranstaltung des deutschen Orientalisten Hellmut Ritter an der Universität Istanbul führte dazu, dass Sezgin sein Interesse an der islamischen Kultur und deren Leistungen in Technologie und Wissenschaft erkannte. Nach der Veranstaltung Ritters, die er besucht hatte, setzte er sich neue Ziele für seine Karriere und studierte Islamwissenschaft und Arabistik.
Nach dem Militärputsch 1960 in der Türkei verlor der Wissenschaftler seine Lehrerlaubnis und verließ seine Heimat in Richtung Deutschland. Hier lehrte er zunächst als Gastdozent an der Frankfurter Universität. In Deutschland begann Sezgin auch mit seiner Arbeit an der „Geschichte des arabischen Schrifttums“ (GAS), die heute weltweit als Standardwerk der Wissenschaftsgeschichte gilt. 1967 wurde der erste von insgesamt 17 Bänden der GAS veröffentlicht. Sezgin, der seine wissenschaftlichen Arbeiten auch noch in einem sehr hohen Alter fortsetzte, verstarb während der Ausfertigung des 18. GAS-Bandes. Die akademischen Werke Sezgins widmen sich schwerpunktmäßig den Leistungen der islamischen Kultur in der Naturwissenschaft. Mit zahlreichen Arbeiten konnte er technologische Fortschritte der muslimischen Welt nachweisen, die bereits vor mehreren Jahrhunderten stattgefunden hatten. Für seine Leistungen wurde der renommierte Wissenschaftler mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2001. Sezgin richtete zudem im Jahr 2008 das Istanbuler Museum für die Wissenschafts- und Technologiegeschichte des Islam ein. Hunderte Nachbauten von Geräten, die von muslimischen Wissenschaftlern zwischen dem 9. und dem 16. Jahrhundert entwickelt wurden, können dort besichtigt werden.