Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Zukunftstechnologie mit enormem Potenzial und ebenso großen Risiken. Die EU-Kommission will deshalb am Mittwoch ein „Weißbuch“ vorstellen, um die künftige Regulierung KI-basierter Systemen einzuleiten. Ein Überblick:
Anwendungsmöglichkeiten von KI
Künstliche Intelligenz stützt sich auf die Auswertung großer Datenmengen und maschinelles Lernen, bei dem Programme und Algorithmen sich selbst weiterentwickeln. Der Branchenverband Bitkom führt in einem Leitfaden konkrete Anwendungsbeispiele auf, etwa in den Bereichen Mobilität, Personalplanung und Medizin.
Detektion von Schlaglöchern
Die Entwicklung selbstfahrender Autos ist ein bekanntes Beispiel für den Einsatz von KI. Es geht aber auch einfacher: Ein österreichisches Forschungszentrum hat ein System zur Detektion von Schlaglöchern entwickelt. Mittels Sensoren an Fahrzeugen konnte so der Straßenzustand des Gebiets der Stadt Graz und dessen Entwicklung auf einer Karte präzise, detailliert und in Echtzeit dargestellt werden.
Personaleinsatz an Bahnhöfen
Die Deutsche Bahn arbeitet derzeit daran, mit Hilfe von KI den Personaleinsatz an Bahnhöfen zu optimieren. An die Ergebnisse einer KI-Analyse könnten dann etwa die Pläne für die Leerung von Mülleimern dynamisch angepasst werden. Die Daten können dabei unter anderem aus der Auswertung öffentlicher Wlan-Netze stammen.
Analyse von Röntgenbildern
In der Medizin gibt es vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für KI. Bitkom nennt ein Beispiel aus der Kieferorthopädie: Vor dem Einsetzen einer Zahnspange muss eine sogenannte Kephalometrie, eine schematische Auswertung von Röntgenbildern durchgeführt werden. Das dauert normalerweise zehn bis 15 Minuten - mit KI geht es in weniger als einer Sekunde. „Bei weltweit etwa zehn Millionen Kephalometrien pro Jahr sind so gigantische Effizienzsteigerungen möglich“, schreibt der Digitalverband.
Überwachung
Technologien wie automatisierte Gesichtserkennung lassen die Angstvorstellung von der totalen Überwachungsgesellschaft realer denn je erscheinen. EU-Digitalkommissarin Margrethe Vestager bezeichnete in diesem Zusammenhang Berichte von Demonstranten in Hongkong als „beängstigend“: Teilnehmer an Protesten gegen die pro-chinesische Regierung hätten dort Nachrichten wie „Wir wissen, dass du da bist, vielleicht solltest du nach Hause gehen“ auf ihren Handys erhalten, sagte die Dänin.
Diskriminierung
Durch KI-Systeme könnten „Vorurteile und Marginalisierung potenziell noch verstärkt werden“, warnt die EU-Kommission in ihren KI-Ethikrichtlinien vom vergangenen Frühjahr. Schaden könne auch durch „die absichtliche Ausnutzung von Vorurteilen“ gegenüber Verbrauchern bestimmter Gruppen etwa bei der Personalisierung von Preisen im Online-Handel entstehen. Das EU-Parlament hat deshalb gefordert, den Fokus bei der Regulierung von KI auf den Verbraucherschutz zu legen.
Rechtliche Fragen
Wer ist für den Unfall eines selbstfahrenden Autos verantwortlich? Wie hält es eine selbstlernende Maschine mit rechtlichen, ethischen und moralischen Grundsätzen? Und wie kann dies kontrolliert werden? Die Entwicklung automatisierter Entscheidungsprozesse wirft eine ganze Reihe heikler Fragen auf, auf deren Klärung die Industrie kaum warten wird.
Europa im Rückstand
Große Technologiefirmen kommen hauptsächlich aus den USA oder China und dort wird auch deutlich mehr in diesem Bereich investiert: In Asien fließt zwei bis drei Mal so viel Geld aus dem privaten Sektor in die Entwicklung von KI, in Nordamerika sogar ein Vielfaches.
Zugleich gilt die EU als führend in der Regulierung, insbesondere mit Regeln zum Datenschutz. Die EU-Datenschutzgrundverordnung wird mittlerweile vielerorts als Blaupause für neue Regelungen genutzt. Die Industrie warnt jedoch regelmäßig vor übermäßiger Regulierung als „Innovationsbremse“.
AFP
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