Hüsn-i Hat, die traditionelle Kalligrafie im osmanischen Stil, wurde am Mittwoch vom UNESCO-Ausschuss für das Immaterielle Kulturerbe neben 21 weiteren Formen von überliefertem Wissen und Können in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Dies hat das türkische Außenministerium in einer Erklärung verkündet.
Ministerium: „Werden unsere kulturellen Werte weiter bewahren und pflegen“
„Unser nationales Nominierungsdossier ‚Hüsn-i Hat, Traditionelle Kalligraphie in der islamischen Kunst in der Türkei‘ wurde in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen“, erläutert das Ministerium in seinem Statement. „Wir werden unsere reichen kulturellen Werte, die aus unserer tief verwurzelten Geschichte stammen, weiterhin entschlossen bewahren, pflegen und fördern.“
Insgesamt sind es nun 21 Beiträge, mit denen die Türkei in der Liste der UNESCO vertreten ist, womit das Land zu den Top 5 bei der Anzahl der Eintragungen gehört.
Hüsn-i-Hat ist eine jahrhundertealte Fertigkeit des Schreibens von Buchstaben arabischen Ursprungs, die in einer maßgerechten und proportionalen Weise unter Berücksichtigung bestimmter ästhetischer Werte dargestellt werden.
Sogar Haftbefehle wurden kunstvoll ausgestaltet
Zu den traditionellen Werkzeugen, mit denen diese Form der Kalligrafie betrieben wird, gehören eine bestimmte Art von Papier, das mit organischen Substanzen überzogen ist, eine Rohrfeder, ein Federmesser, eine spezielle Platte zum Schneiden der Rohrfeder, ein Tintenfass, Rußtinte und ein Federetui.
Viele Kalligrafen oder Hattats stellen ihre Werkzeuge selbst her und spielen eine wichtige Rolle bei der Weitergabe der Hüsn-i-Hat-Tradition, indem sie ihr Wissen, ihre handwerklichen Fertigkeiten und ihre Werte in der Lehre weitergeben.
Hüsn-i-Hat kann auf Papier oder Leder geschrieben, aber auch auf Stein, Marmor, Glas und Holz aufgetragen werden, um nur einige mögliche Anwendungsbeispiele zu nennen.
Es gibt viele verschiedene Stile dieser herausragenden Kunst. In der Praxis kam sie meist zum Einsatz, um den Koran, Hadithe des islamischen Propheten Mohammed und Gedichte niederzuschreiben. Auch für die Korrespondenz des Osmanischen Reiches, von Edikten des Sultans bis hin zu Haftbefehlen, sowie Beschriftungen auf religiösen und öffentlichen Gebäuden wurde diese Form der Kalligrafie verwendet.
Bis heute kommt Hüsn-i Hat in sakralen und literarischen Werken, an Moscheen und anderen religiösen Stätten sowie in türkischen Bädern zum Einsatz.
Arabische Kalligrafie ebenfalls als immaterielles Kulturerbe anerkannt
Am selben Tag hat die UNESCO auch die arabische Kalligrafie, die künstlerische Praxis der Handschrift auf der Grundlage des arabischen Alphabets, als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Insgesamt 16 mehrheitlich muslimische Länder, angeführt von Saudi-Arabien, hatten die Nominierung bei der UNESCO eingereicht. Die Aufnahmeentscheidung wurde auf Twitter bekanntgegeben.
„Arabische Kalligrafie ist die künstlerische Praxis, die arabische Schrift in einer fließenden Weise zu schreiben, um Harmonie, Anmut und Schönheit zu vermitteln“, hieß es dazu auf der Webseite der UNESCO.
Die fließende arabische Schrift biete „unendliche Möglichkeiten, sogar innerhalb eines einzigen Wortes, da die Buchstaben auf zahlreiche Arten gedehnt und transformiert werden können, um verschiedene Motive zu schaffen“.
Neben den Kalligrafie-Varianten wurden der deutschen UNESCO-Kommission zufolge unter anderem auch das Geigenspiel im finnischen Kaustinen, das Tanztheater im Süden Thailands und die auf Madagaskar entwickelte Redekunst Kabary am Mittwoch in die Liste aufgenommen. Der Ausschuss tagt noch bis zum morgigen Samstag online.