Carlos Ghosn  (Reuters)
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Der ehemalige Automobilmanager Carlos Ghosn ist Justizkreisen zufolge im Libanon vernommen worden. Anschließend sei ein Reiseverbot gegen den 65-Jährigen verhängt worden. Ghosn sei am Donnerstag unter Aufsicht eines Staatsanwalts von einem hohen Beamten der Kriminalpolizei im Beiruter Justizpalast befragt worden, sagte ein Gerichtsinsider der Nachrichtenagentur Reuters.

Demnach folgte er einer Vorladung durch die Justiz aufgrund des von Japan beantragten Haftbefehls der internationalen Polizeibehörde Interpol. Japan strebt Ghosns Verhaftung wegen finanziellen Fehlverhaltens und seine Auslieferung an. Sein Anwalt sagte dem libanesischen Sender MTV, er fühle sich „sehr wohl“ mit dem juristischen Verfahren in Beirut.

Der einst gefeierte Manager der Autoallianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi hatte sich kurz vor Silvester unter spektakulären Umständen aus Japan in den Libanon abgesetzt, wo er aufgewachsen ist. Am Mittwoch hatte er sich mit scharfer Kritik an seinem früheren Arbeitgeber Nissan und den japanischen Strafverfolgern zu Wort gemeldet.

Die japanische Regierung wies die schweren Vorwürfe umgehend als „absolut untragbar“ zurück. Justizministerin Masako Mori sagte am Donnerstag, der frühere Nissan-Chef habe falsche Informationen über Japans Rechtssystem verbreitet. Dabei könne man seine Flucht vor einem Prozess schon allein als Verbrechen ansehen. Ein solches Verhalten würde in keinem Land geduldet. Ghosn hatte Japan eine Verletzung grundlegender Menschenrechte vorgeworfen.

Er sei bis zu acht Stunden am Tag ohne Anwalt verhört worden, um ein Geständnis aus ihm herauszuholen. Die monatelange Untersuchungshaft sei völlig überzogen gewesen.

Seine Auslieferung durch den Libanon gilt als unwahrscheinlich. Es wird auch nicht damit gerechnet, dass er sich in Japan einem Prozess stellen wird. Ghosn hatte bei seiner ersten Pressekonferenz nach seiner Flucht am Mittwoch gesagt, dass er bereit sei, für eine lange Zeit im Libanon zu bleiben. Aus seinem Umfeld hieß es, seine Rechtsberater wollten erreichen, dass das Verfahren gegen Ghosn im Libanon aufgerollt werde.

Ghosn war nahezu zeitgleich mit seinem Sturz als Chef der Autobauer Nissan und Renault im Herbst 2018 von japanischen Behörden festgesetzt und angeklagt worden. Er steht in Japan wegen Untreue und finanziellen Fehlverhaltens beim japanischen Renault-Partner Nissan unter Anklage. Er war im vergangenen Frühjahr gegen eine Millionen-Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen worden und wurde während seines Hausarrests streng überwacht. Er wird beschuldigt, Gelder schwarz kassiert, veruntreut und unterschlagen zu haben.

Reuters