15.05.2024, Berlin: Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). / Photo: DPA (dpa)
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Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland erwägen immer häufiger eine Betriebsschließung, weil sie keine Nachfolge finden. Wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Berlin am Donnerstag mitteilte, ist es aktuell für rund 28 Prozent eine Option, die Türen für immer zu schließen. Im Vorjahr waren es 25 Prozent. Das könnte nach einer Hochrechnung der DIHK zu einer Viertelmillion Betriebsschließungen führen.

Für den Report zur Unternehmensnachfolge wertete die DIHK insgesamt 48.000 Beratungsgespräche aus. Laut den Expertinnen und Experten der Industrie- und Handelskammern (IHK) wollen die Unternehmerinnen und Unternehmer in 96 Prozent der Fälle ihr Unternehmen wegen der gescheiterten Nachfolgesuche schließen. Weitere Gründe seien zu wenige qualifizierte Fachkräfte und Unsicherheit über die geschäftliche Zukunft.

Noch nie hätten sich so viele Seniorchefinnen und -chefs bei den Handelskammern beraten lassen wie im vergangenen Jahr, erklärte die DIHK. Die Zahl stieg 2023 deutlich um 22 Prozent auf 8276 Beratungen. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 2760 Interessenten bei den IHK. Die Zahl der Unternehmerinnen und Unternehmer, die eine Nachfolgelösung suchen, ist also dreimal so hoch wie die Zahl der Interessenten. Demnach ist die Situation im Gastgewerbe, im Handel und in der Verkehrsbranche besonders herausfordernd.

Diese Entwicklung könnte nach Einschätzung der DIHK „Auswirkungen auf die Struktur des Mittelstandes haben“. Wenn in der Industrie Unternehmen vom Markt verschwinden und auch das Wissen nicht mehr verfügbar ist, könne das zu Brüchen in der gesamten Zulieferstruktur führen. „Wir müssen dringend umsteuern und den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtern – egal ob Nachfolge oder Gründung“, erklärte DIHK-Präsident Peter Adrian.

Betriebsgenehmigungen sollten auch nach einem Eigentümerwechsel weiter bestehen und die Nachfolge müsse verschlankt und digitalisiert werden, forderte die DIHK.

AFP