Die Weltbank steht in der Kritik, bei der Erstellung von Ranglisten zu Volkswirtschaften nicht ordnungsgemäß vorgegangen zu sein. Jährlich veröffentlicht die Weltbank eine Rangliste der Volkswirtschaften von 190 Staaten. Laut Weltbank kam es in den Berichten aus den Jahren 2018 und 2020 zu „Unregelmäßigkeiten“. Aus diesem Grund setzte die Weltbank die für Oktober geplante Herausgabe des neuen Berichts aus. Das berichtet die „NZZ“ am Montag. Damit nicht genug – eine interne Aufsicht überprüft auch die Reporte der vergangenen fünf Jahre auf Manipulation.
Den Verweis auf „Unregelmäßigkeiten“ deuten Experten als gezielte Manipulation des Berichts. Belegbar sei dies derzeit nicht, aber Gerüchten zufolge stehen die Länder China, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Aserbaidschan unter Verdacht. Daten dieser Länder hätten sich auf unerklärliche Weise verändert. Sogar der Ex-Chefökonom der Weltbank, Paul Romer, war misstrauisch. Er behauptet, 2018 sei Chile zu Unrecht schlecht bewertet worden. Romer trat zurück, da interne Untersuchungen keinen Hinweis auf die Anschuldigung brachten.
In dem sogenannten „Doing-Business“-Bericht analysieren die Weltbank-Experten seit 2002 das Geschäftsklima der Volkswirtschaften. Das Ranking der Länder ist im Bezug auf Investitionen aus dem Ausland von großer Bedeutung. Finanzkräftige Konzerne treffen ihre Entscheidungen auch auf Basis der Liste – selbst die Politik richtet sich danach.
Beim Ranking der Länder bewertet die Weltbank Faktoren wie die Anzahl der Tage für die Registrierung eines Unternehmens. Auch in welchem Zeitraum ein Stromanschluss steht, wird berücksichtigt. Rechtssicherheit, Infrastruktur, Bildungsniveau oder Korruption sind keine Kriterien. Daher rückten auch Länder in der Rangliste nach oben, die weder die Wirtschaftsstruktur noch politische Rahmenbedingungen verbesserten.
Auf der jüngsten Liste liegt Nordmazedonien mit Platz 17 noch vor Deutschland mit Platz 22 – und sogar vor Kanada (Platz 23). Selbst die Schweiz liegt verglichen mit Russland und der Türkei abgeschlagen auf dem 36. Platz. Der Föderalismus in der Schweiz, die Stabilität der Institutionen und die wirtschaftliche Widerstandskraft werden ausgeblendet. Der Vergleich hinkt somit, denn die Weltbank richte den Blick auf angekündigte Reformen, nicht aber auf deren konkrete Umsetzung.
TRT Deutsch
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