Vertreter zahlreicher muslimischer Länder haben angekündigt, sich gemeinsam mit den Vereinten Nationen für die Freigabe von Guthaben Afghanistans einzusetzen. Bei einer Sondersitzung der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) in Pakistan erklärten die 57 Mitgliedstaaten am Sonntag, sie wollten sich dafür einsetzen, dass die nach der Machtübernahme durch die Taliban eingefrorenen afghanischen Bankguthaben wieder freigegeben würden und finanzielle sowie humanitäre Hilfen fließen.
Seit der Machtübernahme durch die Taliban hat die internationale Gemeinschaft Milliarden an Guthaben und Hilfsgeldern für Afghanistan eingefroren. Einer im Anschluss an die OIC-Konferenz veröffentlichten Resolution zufolge soll sich die Islamische Entwicklungsbank federführend um die Freigabe der Gelder im ersten Quartal 2022 bemühen. Die Taliban werden aufgefordert, die Menschenrechte einzuhalten, darunter speziell die Rechte von Frauen.
Afghanistan in schwerer Wirtschaftskrise
Afghanistan befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Lage der Bevölkerung wird durch den derzeitigen harten Winter noch verschärft. Pakistan hatte im Vorfeld der Konferenz vor „schweren Konsequenzen“ für die internationale Gemeinschaft gewarnt, sollte sich der wirtschaftliche Niedergang Afghanistans fortsetzen. Pakistans Außenminister Mahmood Qureshi warnte vor massenhaftem Hunger, einer Flüchtlingswelle und einer Zunahme des Extremismus.
Pakistans Premierminister Imran Khan forderte die Weltgemeinschaft auf, die Taliban getrennt von der afghanischen Bevölkerung zu betrachten. Zudem dürfe eine Anerkennung der Taliban-Regierung nicht von westlichen Menschenrechts-Vorstellungen abhängig gemacht werden. Jede Gesellschaft habe „eigene Vorstellungen von Menschenrechten“.
Bislang hat kein Land die Taliban-Führung offiziell anerkannt. Viele Länder sehen sich mit der Frage konfrontiert, wie die afghanische Wirtschaft gestärkt werden kann, ohne dass die Taliban finanziell unterstützt werden. Qureshi zufolge wurde bei der OIC-Konferenz ein Mechanismus ausgearbeitet, wie indirekt Hilfen geleistet werden können.
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