30.10.2015, China, Peking: Rohbauten in Peking. ( / Photo: DPA (dpa)
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Vor dem Hintergrund der angespannten Lage im Welthandel und einer Immobilienkrise im Inland erwarten Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Chinas Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von fünf Prozent. 2025 dürfte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dann um 4,5 Prozent wachsen, sagte IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath am Mittwoch in Peking. Damit hob die Sonderorganisation der Vereinten Nationen ihre Erwartung für die Volksrepublik verglichen mit ihrem Ausblick vom April leicht an.

Grund dafür sind laut Gopinath starke Wachstumszahlen in China im ersten Quartal und jüngste politische Maßnahmen Pekings. Die Kerninflation dürfte demnach zwar steigen, aber auf einem niedrigen Niveau verharren, da die Produktion unter ihrem Leistungsvermögen bleibt.

Chinas Kommunistische Partei hatte auf ihrem jährlichen Volkskongress im März ein Wachstumsziel von etwa fünf Prozent für dieses Jahr ausgegeben. Die Krise im Immobiliensektor, der sonst den Konjunkturmotor deutlich mit antrieb, belastet die Wirtschaft schon länger. Außerdem ist die Konsumlaune im Inland weiter trüb, und das Land hat mit einer hohen Arbeitslosenquote unter jungen Menschen zu kämpfen. Zusätzlich sind die Lokalregierungen in China hoch verschuldet.

Regierung geht Schwächen an

„Die laufende Korrektur auf dem Wohnungsmarkt, die notwendig ist, um den Sektor auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen, sollte sich fortsetzen“, sagte Gopinath. Die Schwächen durch die Schulden der Lokalregierungen und durch kleine Banken, welche die finanzielle Stabilität gefährdeten, habe die Regierung angemessen adressiert. Um nachhaltig zu wachsen, solle China die Inlandsnachfrage ankurbeln und die Wirtschaft auf Konsum ausrichten, empfahl Gopinath.

Die Regierung sollte der Expertin zufolge dafür das soziale Sicherheitsnetz - sprich: Sozialhilfe zum Schutz der Haushalte vor Armut - stärken. Zudem könne China den Dienstleistungssektor liberalisieren, um Arbeitsplätze entstehen zu lassen. Zusätzlich sollte Peking politische Maßnahmen reduzieren, die im verarbeitenden Gewerbe das Angebot verzerren, hieß es. Einige Länder werfen China vor, durch staatliche Subventionen etwa im Solarbereich mehr herzustellen als nachgefragt wird, weshalb die Produkte in anderen Märkten zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden können, den dortigen Betrieben aber damit schaden.

Immer mehr Handelsschranken

Der IWF erkenne an, dass es zwischen Staaten Streit über die Industriepolitik des jeweils anderen gebe, sagte Gopinath. Das Welthandelssystem müsse sich verbessern, um sich mit diesen Bedenken zu befassen. Einseitige Maßnahmen seien dabei aber nicht der bevorzugte Weg. Jüngst hatten die USA etwa weitere Sanktionen gegen Produkte aus China verhängt.

2023 hatte der IWF weltweit rund 3000 Handelsbeschränkungen gezählt. 2019 vor der Corona-Pandemie lag diese Zahl noch bei 1000, wie Gopinath erklärte. „Es gibt einen Anstieg von Risiken für das globale Handelssystem und wir sehen erste Zeichen einer Aufspaltung“, sagte die 52-jährige Ökonomin. Eine Entkoppelung im großen Stil sei aber nicht zu erkennen. Das IWF-Team hatte für die vorläufigen Ergebnisse zwischen dem 16. und 28. Mai bei einem routinemäßigen China-Besuch unter anderem mit Zentralbank-Chef Pan Gongsheng und Vertretern der Ministerien für Finanzen und Handel gesprochen.

dpa