Der israelische Energieexport nach Ägypten habe in der Nacht begonnen, teilte das israelische Unternehmen Delek am Mittwochmorgen mit. „Der Tag markiert eine neue Ära im Energiesektor des Nahen Ostens“, sagte Jossi Abu, Geschäftsführer von Delek. Auch die zuständigen Minister Israels und Ägyptens bestätigten den Export-Beginn.
Das Leviathan-Gasfeld hatte am 31. Dezember seinen Betrieb aufgenommen. In Kürze soll von dort auch Gas nach Jordanien exportiert werden. Es handelt sich um das größte Energieprojekt der Landesgeschichte.
Israel hatte zuvor Gas aus Ägypten gekauft, aber Landabschnitte der Exportpipeline wurden 2011 und 2012 mehrfach von Aufständischen im Sinai ins Visier genommen. Bemerkenswert ist, dass Ägypten bereits ein Gasexporteur ist und trotzdem kauft es nun im großen Stil Energie in Israel ein. Die ägyptischen LNG-Exporte haben sich 2019 mit 4,8 Milliarden Kubikmetern Gasäquivalent im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, wie Daten von S&P Global Platts Analytics am Dienstag zeigten.
Israels Energieminister Juval Steinitz und der ägyptische Ölminister Tarek al-Mulla betonten, dieser Schritt werde es Israel auch ermöglichen, einen Teil des Gases über Flüssiggasanlagen (LNG) in Ägypten nach Europa zu exportieren. Nach den Worten von Delek-Geschäftsführer Abu wird der Gasexport von Leviathan nach Ägypten „sowohl zur israelischen als auch zur ägyptischen Wirtschaft beitragen, regionale Stabilität unterstützen und Ägyptens Rolle als regionales Energiezentrum stärken”.
Energieprojekt vor der Küste Israels kostete 3,4 Milliarden Euro
Die Bohranlage mit Plattform liegt zehn Kilometer vor Israels Küste. Der Betrieb hatte wegen Bedenken des Umweltministeriums mit einer Woche Verspätung begonnen. Nach einer Prüfung gab das Ministerium schließlich grünes Licht und teilte mit, es sei keine gesundheitliche Gefährdung der Küstenbewohner zu befürchten.
Das Erdgasfeld liegt rund 130 Kilometer westlich der Hafenstadt Haifa in etwa 1700 Metern Meerestiefe. Teilhaber sind neben dem US-Unternehmen Noble Energy die israelischen Unternehmen Delek und Ratio Oil Exploration. Die privat finanzierte Entwicklung des Projekts kostete bislang mehr als 3,4 Milliarden Euro.
Israel verfügt über weitere Erdgasfelder, die Produktion aus dem Tamar-Feld beispielsweise hatte bereits 2013 begonnen. Mit dem Erdgas will Israel auch sein politisches Gewicht im Nahen Osten ausbauen. Es soll Israel außerdem den Kohleausstieg ermöglichen und das Land zum Energie-Exporteur machen. Über eine Pipeline will Israel außerdem von 2025 an Gas nach Europa liefern.