Türkischer Lieferdienst Getir übernimmt Gorillas  (Archivbild) / Photo: DPA (dpa)
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Steigende Kosten und ein schwächelndes Geschäft treiben den Schnell-Lieferdienst Gorillas in die Arme des größeren Rivalen Getir. Das türkische Unternehmen gab am Freitag die Übernahme der deutschen Firma bekannt. Der Deal habe ein Volumen von 1,2 Milliarden Dollar, berichtete die „Financial Times“ ergänzend unter Berufung auf Insider. Über den Zusammenschluss war seit Wochen spekuliert worden. Gorillas war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.

Bei der Übernahme werde der deutsche Bringdienst nur knapp halb so hoch bewertet wie noch vor gut einem Jahr, schrieb das Blatt. Bei Getir belaufe sich der Bewertungsrückgang auf 25 Prozent auf aktuell 8,8 Milliarden Dollar. Bei einer Finanzierungsrunde im vergangenen März hatte dieser Wert bei zwölf Milliarden Dollar gelegen. Dem Bericht zufolge erhalten einige Gorillas-Aktionäre wie der Essenslieferant Delivery Hero oder der chinesische Internet-Konzern Tencent insgesamt rund 40 Millionen Dollar in bar und ansonsten Getir-Anteile. Aus der Not geboren? Kai Hesselmann, Mitgründer von DealCircle, einer Datenbank für Firmenübernahmen, bezeichnete den Zusammenschluss als wichtigen und notwendigen Schritt. Der Markt, in dem sich weitere Firmen wie Flink tummelten, sei heiß umkämpft. „Das kann nur funktionieren, wenn eine Konsolidierung auf ein bis zwei Player gibt. Sonst können sich die Modelle nicht rechnen.“ Uwe Horstmann, Mitgründer des Wagniskapitalgebers Project A, beurteilt das Geschäft mit Warenlieferungen binnen weniger Minuten insgesamt skeptisch. „‚Quick-Commerce‘ ist bislang den Beweis schuldig geblieben, dass der Markt funktioniert.“ Der deutsche Gorillas-Rivale Flink wies darauf hin, dass das Unternehmen trotz der Schließung einiger Standorte weiter wachse. Außerdem liege man auch nach dem Zusammenschluss von Gorillas und Getir bei Auftragsvolumen und Umsatz vorne.

Lieferdienste-Boom In der Pandemie erlebten Lebensmittel-Lieferdienste einen Boom. Gorillas erreichte dadurch binnen weniger Monate den sogenannten Einhorn-Status. Damit bezeichnen Börsianer Startups, die mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet werden. Allerdings herrscht in der Branche ein harter Verdrängungswettbewerb. Außerdem machen den Unternehmen steigende Preise und hohe Personalkosten zu schaffen. Gorillas strich daher vor einigen Monaten Hunderte Stellen und zog sich aus einigen Ländern zurück. DoorDash, die Mutter des Rivalen Wolt, kündigte vor einigen Tagen ebenfalls einen Jobabbau an.

Reuters