Der Chef der Gewerkschaft IG Metall, Jörg Hofmann, hat die Forderung nach einer Viertagewoche für die Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie verteidigt. Das Ringen um Fachkräfte sei eine große Herausforderung für die Industrie und die Arbeitszeiten seien unattraktiv, sagte er dem Sender Phoenix am Freitag. „Wir wollen Arbeitszeiten, die stärker zum Leben passen.“ Das könnten eine Viertagewoche oder eine flexible Verteilung der 32 Stunden auf die Woche sein.
Die Tarifkommission hatte am Donnerstag 8,5 Prozent mehr Lohn als Forderungsempfehlung für die Beschäftigten der ostdeutschen Stahlindustrie beschlossen. Außerdem sprach sich die Tarifkommission dafür aus, zum Schutz der Gesundheit die Arbeitszeit auf 32 Wochenstunden zu reduzieren. Dies sei wichtig, damit die Beschäftigten „gut durch den Umbruch ihrer Industrie kommen“.
Der IG-Metall-Vorstand beschließt am 18. September seine konkrete Forderung für die Tarifrunde Stahl. Hofmann nannte im Gespräch mit Phoenix die Vorteile der reduzierten Arbeitszeit: Die Menschen würden seltener krank, könnten länger arbeiten und sich besser um Kinder oder Angehörige kümmern. Das Angebot mache zudem den Arbeitgeber attraktiver. „Was nützt Ihnen eine lange Arbeitszeit, wenn sie keinen finden für den Job?“, sagte Hofmann. Außerdem könne eine Viertagewoche dabei helfen, dass mehr Menschen in Vollzeit arbeiten.
Wie am Ende die Gesamtkosten für die Unternehmen bezahlt werden sollen, müsse am Verhandlungstisch gelöst werden. „Wir werden die 32-Stunden-Woche nicht am 1.1.2024 haben, man muss über einen geeigneten Stufenplan reden“, sagte der IG-Metall-Chef. „Aber wir wollen einen klaren Pfad beschreiben in Richtung dieser 32 Stunden.“