Die Stimmung in der deutschen Volkswirtschaft hat sich bei Fußball-Weltmeisterschaften und -Europameisterschaften laut Ifo-Institut kaum verbessert. „Bei der WM 2006 in Deutschland gab es zunächst eine Vorfreude in den Ifo Konjunkturumfragen“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, am Freitag. In den sechs Monaten zuvor sei die Wahrscheinlichkeit für „bessere Geschäfte“ in den kommenden Monaten um 1,1 Prozent gestiegen. „Nach der WM fanden die Firmen ihre Geschäftslage tatsächlich etwas besser, für ‚gut‘ stieg die Wahrscheinlichkeit um 1,1 Prozent. Während der WM und danach gab es dann aber keinerlei Effekte mehr bei den Erwartungen“, betonte Wohlrabe. „Wir vermuten Ähnliches jetzt zur EM.“
Untersucht hat das Münchner Ifo Institut auch das Gastgewerbe mit Hotels und Gaststätten sowie die Branche Nahrungsmittel und Getränke während der Heim-WM 2006. „Dort haben wir keinerlei bedeutsame Auswirkungen gefunden“, erläuterte Wohlrabe. Untersucht wurden auch die EMs der vergangenen 20 Jahre.
Die Unternehmen waren demnach etwas zufriedener mit der aktuellen Geschäftslage und etwas optimistischer für die kommenden Monate. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei der Frage nach der aktuellen wirtschaftlichen Lage „gut“ ankreuzen, war während einer EM um 0,5 Prozent höher. Bei den Erwartungen stieg sie laut Ifo um ein Prozent. Das geht aus einer Langzeit-Analyse seit 2005 hervor, bei der andere Einflüsse herausgerechnet wurden. „Nach einer EM sinkt dann die Wahrscheinlichkeit leicht, dass die Firmen die beiden guten Kategorien ankreuzen, eine Vorfreude gab es ohnehin nicht“, bilanzierte Wohlrabe.
Über die gesamte Wirtschaft hinweg sehen viele Ökonomen eher keine nachhaltigen Impulse von solchen sportlichen Großereignissen. Allerdings setzen Teile des Einzelhandels und einige Gastwirte dennoch auf bessere Geschäfte. Unterm Strich geben die Konsumenten meist nicht mehr aus: Wenn sie sich mehr Bratwürste und Bier oder einen neuen Flachbild-Fernseher leisten, gehen sie weniger ins Restaurant oder ins Theater.