Der Euro ist am Donnerstagmorgen nach der Sitzung der US-Notenbank Fed am Vorabend auf den tiefsten Stand seit Mitte August gefallen. Der Kurs der Gemeinschaftswährung sank im frühen Handel bis auf 1,1738 US-Dollar und baute damit die Verluste der Vortage aus. Der Kurs entfernt sich damit auch deutlich von dem noch Anfang September erreichten Zwischenhoch von etwas mehr als 1,20 Dollar.
Der Euro war bereits am Mittwochabend während der Pressekonferenz von US-Notenbankchef Jerome Powell unter Druck geraten und zeitweise unter die Marke von 1,18 Dollar gerutscht, konnte sich dann aber wieder etwas erholen. Im asiatischen und frühen europäischen Handel geriet der Euro aber wieder stärker unter Druck.
Nach Einschätzung von Händlern und Experten belasteten die Aussagen Powells den Euro. Dieser hatte bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Zinssitzung gesagt, dass die aktuelle geldpolitische Ausrichtung der Fed angemessen sei. Allerdings sei voraussichtlich mehr fiskalische Unterstützung notwendig.
Trotz der Verluste infolge der Fed-Sitzung ist der Wert des Euro im Vergleich zum Dollar noch immer deutlich höher als noch vor einigen Monaten. So war der Euro im Zuge des Corona-Crashs an den Finanzmärkten im März bis auf 1,0636 Dollar gefallen, arbeitete sich dann aber ab Mai peu a peu nach oben.
Nach Einschätzung von Stephen Innes, Marktstratege beim Broker AxiCorp, ist aber jetzt erst mal die Luft raus und die Dollar-Schwäche zunächst beendet. Dafür sorgten unter anderem die wieder steigenden Corona-Infektionszahlen in einigen europäischen Ländern und Aussagen von EZB-Vertretern, dass der starke Euro unter anderem für die niedrige Inflation in der Eurozone verantwortlich sei und daher mit Sorge betrachtet wird.
Leitzins soll bis 2023 niedrig bleiben
Trotz der anhaltenden Corona-Krise hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Konjunkturprognose deutlich angehoben. Zudem will sie ihren Leitzins voraussichtlich bis Ende 2023 bei nahe Null belassen, wie die Zentralbank am Mittwoch mitteilte. Zentralbankchef Powell erklärte, die Wirtschaft erhole sich schneller von der Krise, als noch im Juni gedacht. Eine vollständige Erholung sei aber unwahrscheinlich, bis die Coronavirus-Pandemie unter Kontrolle gebracht sei. Die Zentralbank seit weiter entschlossen, ihre „volle Bandbreite an Werkzeugen“ einzusetzen, um die Folgen der Corona-Krise abzufedern, sagte er.
Die weitere Konjunkturentwicklung der weltgrößten Volkswirtschaft sei wegen der Pandemie aber weiterhin sehr unsicher, schränkte Powell ein. Der Geldmarktausschuss beließ den Leitzins daher unverändert in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Die Fed geht nun davon aus, dieses Zinsniveau beizubehalten, bis die Ziele der Vollbeschäftigung und einer Inflationsrate von bis zu oder gut zwei Prozent erreicht seien.
Die Fed hob ihre Konjunkturprognosen aber deutlich an. Für 2020 erwartet die Notenbank nun ein Schrumpfen der Wirtschaft um 3,7 Prozent. Im Juni war noch ein Einbruch von 6,5 Prozent befürchtet worden. Auch die Prognose für die Arbeitslosenquote ist nun optimistischer. Sie soll bis Jahresende auf 7,6 Prozent fallen, nach einer Prognose von 9,3 Prozent im Juni. Bis Ende 2021 erwartet die Fed demnach eine Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent. Auch das wäre noch deutlich höher als vor der Zuspitzung der Corona-Pandemie. Im Februar hatte die Quote noch bei sehr niedrigen 3,5 Prozent gelegen.