Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2023 einer neuen Hochrechnung zufolge auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gefallen. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) rechnet in ihrer jüngsten Prognose mit einem Rückgang um 7,9 Prozent auf 10 791 Petajoule (= 2998 Terawattstunden). Damit liegt der Verbrauch an sogenannten Primärenergien in Deutschland um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990, wie die AG am Mittwoch in Berlin mitteilte. Bereits Anfang November hatten die Experten einen Energieverbrauch in dieser Größenordnung prognostiziert.
Zur Einordnung: 2022 wurden in Deutschland laut Bundesnetzagentur 484 Terawattstunden Strom und 847 Terawattstunden Erdgas verbraucht. Eine Terawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden.
Hauptursache für den Rückgang war demnach die zurückgehende wirtschaftliche Leistung. „Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch hat“, hieß es. Einen wesentlichen Einfluss auf die Reduzierung des Energieverbrauchs habe das anhaltend hohe Energiepreisniveau gehabt. „Zwar sanken die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf spürbar, die Preise liegen dennoch weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021.“
Die gegenüber dem Vorjahr leicht wärmere Witterung habe nur einen schwachen verbrauchssenkenden Effekt gehabt. Der einzige verbrauchssteigernde Effekt sei 2023 von der demographischen Entwicklung ausgegangen: „Durch den Zuzug von 1,35 Millionen Personen wuchs die Gesamtbevölkerung auf knapp 85,5 Millionen Menschen.“
Mineralöl hat mit 35,9 Prozent (Vorjahr: 35,0) weiterhin den größten Anteil am Energiemix. Erdgas folgt mit 24,5 Prozent (23,6). Die erneuerbaren Energien lagen 2023 mit 19,6 Prozent (2022: 17,7) vor der Kohle: Steinkohle kam auf 8,7 Prozent, Braunkohle auf 8,5 Prozent. 2022 hatte Kohle zusammen noch 19,6 Prozent Anteil. Auf die Kernenergie entfielen wegen des Atomausstiegs im Frühjahr nur noch 0,7 Prozent. In den übrigen 2,1 Prozent sind Stromimporte enthalten, die 2023 die Exporte überstiegen.
Die hohen Energiepreise haben im vergangenen Jahr auch die Kosten für Rohstoffimporte auf ein Rekordniveau getrieben. Insgesamt gab Deutschland im vergangenen Jahr fast 311 Milliarden Euro für die Einfuhr von Rohstoffen aus. Das waren rund 100 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) am Mittwoch in Hannover mitteilte.