Die schwache Konjunktur weltweit hat den Güterumschlag in Deutschlands Seehäfen sinken lassen. Er schrumpfte 2023 um 4,1 Prozent im Vorjahresvergleich auf knapp 268 Millionen Tonnen Güter, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Auch die schwierige geopolitische Lage sei nicht spurlos an den deutschen Seehäfen vorbeigegangen.
Seit Beginn der israelischen Angriffe auf die Palästinenser in Gaza hat sich der Konflikt mit den Huthi im Roten Meer und im Golf von Aden verschärft. Viele Reedereien meiden deswegen inzwischen die wichtige Seehandelsroute, über die normalerweise zwölf Prozent des weltweiten Seehandels abgewickelt werden.
Gegenwärtig fahren nach Angaben des Kiel Institut für Weltwirtschaft täglich noch etwa 40 Containerschiffe durch das Rote Meer, im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich deutlich über 100 Schiffe. Gleichzeitig habe sich im Februar die Menge an Schiffen rund ums Kap der Guten Hoffnung vor Afrika verdreifacht.
Deutschlands wichtigste Partnerländer im Seehandel sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die USA mit knapp 28 Millionen Tonnen und Norwegen mit rund 25 Millionen Tonnen - beide Länder liefern vor allem Erdgas. Der Empfang von Erdgas in deutschen Seehäfen habe sich von 317.000 Tonnen im Jahr 2022 auf 4,8 Millionen Tonnen im Jahr 2023 „beträchtlich vervielfacht“, erklärten die Statistiker. Allein 3,7 Millionen Tonnen kamen aus den USA.
Der umschlagstärkste deutsche Seehafen war wie im Vorjahr Hamburg mit 99,6 Millionen Tonnen, wie die Statistiker weiter mitteilten. Auf Platz zwei folgte Bremerhaven, auf Platz drei kam Wilhelmshaven. Der Ostseehafen Rostock belegte Rang vier - er profitierte dabei insbesondere vom stark gestiegenen Umschlag mit Erdöl, wie die Statistiker erklärten. Dieser wuchs von 1,3 Millionen Tonnen 2022 auf 5,2 Millionen Tonnen 2023. Über Rostock bezieht die Raffinerie PCK Schwedt nach dem Wegfall russischer Lieferungen einen großen Teil ihres Erdöls, das mittlerweile aus Kasachstan kommt.
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft erklärte am Montag, die Frachtraten nach Europa und die ankommende Warenmenge in der Nordsee hätten sich trotz des Konflikts im Roten Meer im Februar stabilisiert. Gesamtwirtschaftlich und speziell für die deutsche Wirtschaft seien keine negativen Folgen zu erwarten. Das Institut wertet die weltweiten Positionsdaten von Containerschiffen in Echtzeit aus.