Der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, hat vor schwerwiegenden Folgen für seine Branche durch die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus gewarnt.
„Wenn derartige Veranstaltungsabsagen nur über zwei, drei Wochen erfolgen müssen, werden sich zahlreiche Firmen davon nicht wieder erholen können“, sagte Michow der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Vielzahl der abgesagten Veranstaltungen wegen des Virus Sars-CoV-2.
In der Veranstaltungsbranche herrscht laut Michow zurzeit Ratlosigkeit. Die Bundesländer entschieden jeweils unterschiedlich, ob sie Großveranstaltungen ab 1000 Teilnehmern verbieten oder nicht. „Wir erleben derzeit nicht nur in unserer Branche, sondern in der Wirtschaft allgemein das Problem, dass auf der ganzen Ebene klare Ansagen fehlen“, kritisierte er. Bisher gebe es nur Empfehlungen zu Absagen, die den Unternehmen aber keine Planungssicherheit böten.
Michow hält es für falsch, pauschal Veranstaltungen zu verbieten. Stattdessen müsse im Einzelfall geprüft werden, ob eine Absage sinnvoll ist. Dabei solle einerseits berücksichtigt werden, was für ein Publikum vor Ort ist. Also etwa, ob es viele Ältere oder Menschen aus unterschiedlichen Ländern sind. Und andererseits solle geschaut werden, wie die Örtlichkeiten beschaffen sind. Ob die Räume etwa gut durchlüftet sind oder nicht.
Maßnahmenpaket hilft größeren Firmen
Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Abfederung von wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise findet Michow prinzipiell gut. Allerdings betonte er: „Der Konzertbranche wird das nur in Ausnahmefällen - bei den größeren Firmen - helfen.“ Der mit dem Paket erleichterte Bezug von Kurzarbeitergeld bringe der Veranstaltungswirtschaft nur wenig, da diese nicht so hohe Personalkosten habe. Oftmals hätten Veranstaltungsbetriebe ihr Personal etwa an Agenturen ausgelagert. Die Personalkosten seien deshalb nur gering.
Die Branche habe das Problem, dass eine Veranstaltung an einem bestimmten Termin stattfinden müsse. Werde sie dann abgesagt oder verschoben, könnten Ticketkäufer ihr Geld zurückfordern - der Veranstalter habe dann die Kosten zu tragen. Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe bleibe auch nichts übrig, was man notfalls an einem anderen Tag zu Geld machen könne. „Das macht die Situation der Veranstaltungsbranche so prekär.“
Die Unternehmen müssten Forderungen aus laufenden Krediten bedienen, gleichzeitig stünden keine Einnahmen zur Verfügung, um diese zu tilgen. Michow forderte deshalb Bürgschaften, Steuererleichterungen oder Steueraufschübe für die Branche. Auch Subventionen oder Förderungen seitens des Staats seien angesichts der Höhe der zu tilgenden Kosten notwendig.
Michow rechnet damit, dass zwischen März und Mai rund 80.000 Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Den dadurch entstehenden Schaden beziffert er auf etwa 1,25 Milliarden Euro. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft hat nach eigenen Angaben 450 Mitgliedsunternehmen.
14 März 2020
dpa
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