Stefan Kuntz, der in 25 Spielen für die deutsche Nationalmannschaft 6 Tore erzielte, lief in der Bundesliga unter anderem für den VfL Bochum, den KFC Uerdingen, den 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld auf. In insgesamt 449 Bundesligaspielen erzielte er 179 Tore. Außerhalb Deutschlands spielte Kuntz lediglich in der Saison 1995/1996 in der Türkei, wo er in 34 Pflichtspielen für Beşiktaş elf Tore schoss. Wir sprachen mit ehemaligen Teamkollegen über ihre Erinnerungen, Gefühle und Gedanken.
Mehmet Özdilek: „Kuntz war ein echter Teamplayer mit starken zwischenmenschlichen Beziehungen, immer mit einem Lächeln und einer hohen Arbeitsmoral. Bei der Vertragsunterzeichnung zum türkischen Nationaltrainer war er, wie schon zu seiner aktiven Fußballerzeit, positiv, selbstbewusst und aufrichtig. Ich weiß auch, dass er unser Land und den türkischen Fußball sehr gut kennt. Die türkische Nationalmannschaft ist eine große Chance für ihn. Die Verantwortlichen des türkischen Fußballverbands, die Kuntz geholt haben, haben ihn sicherlich vor ihrer Entscheidung analysiert. Da die Entscheidung nun gefallen ist, sind wir gut beraten, Kuntz zu unterstützen, anstatt die Entscheidung infrage zu stellen.“
Rıza Çalımbay: „In der letzten Saison meiner Profifußballkarriere habe ich gemeinsam mit Stefan Kuntz gespielt. Er war ein kräftiger, unnachgiebiger Profi, der sowohl auf als auch neben dem Spielfeld einen guten Dialog mit seinen Teamkollegen führte. Er hatte sich zügig in die Mannschaft eingefügt und stellte mit seinen Leistungen die Beobachter zufrieden. Mit diesen Eigenschaften wurde er zum Publikumsliebling. Im Profifußballgeschäft ist Kuntz jemand, der als Präsident, Sportdirektor und Trainer tätig war. Als ehemaliger Mannschaftskollege werde ich ihn in seiner neuen Aufgabe unterstützen.“
Gökhan Keskin: „In der letzten Saison meiner Karriere bei Beşiktaş, die 1983 begann, habe ich mit Stefan Kuntz gespielt. Er war ein disziplinierter, fleißiger, lächelnder Mensch mit guten zwischenmenschlichen Beziehungen. Er gab sein Bestes, um die Mannschaft an die Tabellenspitze zu führen, aber die Saison 1995/1996 verlief für Beşiktaş nicht wie gewünscht. Ich hätte mir schon gewünscht, dass die türkische Nationalmannschaft keinen ausländischen Trainer bekommt, aber nun ist es unsere Pflicht, die Entscheidung des türkischen Fußballverbandes zu respektieren und Kuntz zu unterstützen. Er blickt auf eine erfolgreiche Zeit mit der deutschen U-21 Nationalmannschaft zurück. Auch wir haben einen Kader mit jungen Spielern. Deshalb denke ich, dass Kuntz keine allzu großen Schwierigkeiten haben wird, und wünsche ihm alles Gute.“
Oktay Derelioğlu: „Kuntz war ein sehr disziplinierter Linksfuß, den wir bereits aus der Bundesliga kannten. Die Spiele gegen Rosenborg Trondheim, bei denen wir gemeinsam aufliefen, sind in meiner Erinnerung. Obwohl wir sehr konzentriert spielten und die Qualifikation unbedingt wollten, konnten wir an der UEFA Champions League nicht teilnehmen. Stefan war daraufhin genau wie wir alle sehr traurig. Ich denke, dass Hamit Altıntop eine große Rolle dabei gespielt hat, dass Kuntz türkischer Nationaltrainer geworden ist. Ich wünsche ihm viel Erfolg.“
Orhan Kaynak: „Kuntz und ich wechselten zur selben Zeit zu Beşiktaş. Er kam vom 1. FC Kaiserslautern, und ich wechselte von Trabzonspor zu Beşiktaş. Er war ein disziplinierter, fleißiger, positiver und vorbildlicher Sportler. In Trainingseinheiten war er genauso konzentriert wie bei einem Spiel. Auch nach nicht so intensiven Einheiten blieb er noch auf dem Feld und trainierte eigenständig weiter. Er ging zum Joggen in den Belgrad-Wald und achtete auf seine Fitness. Kuntz strengte sich sehr an, um in den Kader der deutschen Nationalmannschaft für die EURO 1996 berufen zu werden. Ich denke, dass er das Wissen und die Erfahrung mitbringt, um erfolgreich mit der türkischen Nationalmannschaft zu werden. Ich unterstütze ihn als Trainerkollege und wünsche ihm von Herzen viel Erfolg.“
Mustafa Özkan: „Wir beide wechselten von Deutschland aus zu Beşiktaş. Ich war 20 und kam aus Nürnberg. Stefan Kuntz war für mich ein Idol. Er war ein positiver, professioneller und fleißiger Mensch mit aufrichtigem Charakter. Wir teilten gemeinsam ein Zimmer. Auch privat haben wir viel gemeinsam unternommen und erkundeten die Stadt Istanbul. Mehrere Male lud er mich zu sich nach Hause ein. Sowohl auf als auch neben dem Spielfeld hat er mich stets unterstützt. Die anfängliche Eingewöhnungszeit habe ich mit seiner positiven Energie gut überstanden. Kuntz hat Erfahrungen als Vereinspräsident, Sportdirektor und Trainer gesammelt. Hätte es auch einen Erfahreneren geben können als ihn? Natürlich hätte es das, aber die Entscheidung von jemandem wie Hamit Altintop, der selbst Fußballer war, Kuntz als Trainer für die türkische Nationalmannschaft zu holen, sollte respektiert werden. Vor allem wird Kuntz auch bei den Jugendmannschaften einen positiven Beitrag leisten. Ich wünsche ihm alles Gute!“
Fevzi Tuncay: „Ich war 18 Jahre alt, als Kuntz zu Beşiktaş kam, und mein erstes Spiel in der Süper Lig habe ich in der Saison bestritten, in der er zu uns gestoßen war. Er war ein echter und vorbildlicher Profispieler. Er arbeitete sehr hart und erhielt große Anerkennung für seine individuellen Leistungen. Kuntz war lustig und liebte es zu scherzen. Ich hoffe, dass sich seine Wahl zum türkischen Nationaltrainer auszahlen wird. Viel Erfolg!“
Ali Günçar: „Stefan Kuntz war ein Spieler, der nie von der Spieldisziplin abrückte. Während des gesamten Spiels agierte er mit hohem Tempo und trug sowohl zum Angriffsspiel als auch zur Verteidigung auf dem linken Flügel, wo er spielte, bei. Er hatte eine hohe Moral und pflegte gute Beziehungen zu seinen Teamkollegen. Persönlich hätte ich mir schon gewünscht, dass ein inländischer Trainer die Nationalmannschaft trainiert, aber die Entscheidung des türkischen Fußballverbands sollte respektiert werden. Es ist notwendig, Kuntz zu unterstützen und geduldig mit ihm zu sein. Ich glaube daran, dass er erfolgreich wird.“
Serdar Topraktepe: „Stefan Kuntz war in jeder Hinsicht ein professioneller Spieler mit sehr guten menschlichen Beziehungen. Entgegen der Erwartungen hatte er die Eingewöhnungszeit im neuen Verein schnell überwunden. Im Trainingslager in Deutschland, das vor Beginn der Saison stattfand, überraschte er die ganze Mannschaft, indem er alle zum Abendessen einlud, und zeigte sich so von seiner gastfreundlichen Seite. Kuntz war 33 Jahre alt, als er zu Beşiktaş kam, und sein Umgang mit jungen Spielern war vorbildlich. Auch im aktuellen Kader der türkischen Nationalmannschaft befinden sich junge Spieler. Ich hoffe sehr, dass er den Kader bestmöglich fördert und damit erfolgreich wird.“
Sertan Eser: „Kuntz war ein fröhlicher Mensch, doch wenn er wütend wurde, war er nicht wiederzuerkennen. Er war diszipliniert und verpasste keine Trainingseinheit. Da ich in Nürnberg auf die Welt kam, konnte ich Deutsch sprechen. So war ich freiwillig als Übersetzer für ihn tätig, damit er mit den anderen Mannschaftskollegen kommunizieren konnte.“
Metin Uzun: „Stefan Kuntz war ein disziplinierter, ehrgeiziger und hart arbeitender Fußballspieler mit guten zwischenmenschlichen Beziehungen. Obwohl er nur eine Saison bei Beşiktaş spielte, hat er Spuren hinterlassen. Er interessierte sich für die türkische Sprache. Wir versuchten ihn dabei zu unterstützen. Er mochte es, Zeit mit jungen Spielern zu verbringen und Scherze mit ihnen zu reißen. Es hat mich gefreut, dass er als neuer türkischer Nationaltrainer berufen wurde. Die Wahl von ihm durch den türkischen Fußballverband wird sowohl für die Nationalmannschaft als auch für Stefan Kuntz selbst eine wichtige Erfahrung werden. Ich denke, wenn Kuntz das System, welches „deutsche Schule“ genannt wird, auf die türkische Nationalmannschaft übertragen kann, wird er erfolgreich sein.“
Salih Akkaya: „Stefan Kuntz war ein starker, fleißiger und ehrgeiziger Spieler mit Gentleman-Charakter. Kuntz war damals der älteste Spieler in unserem Kader. Ich war damals 19 Jahre alt. Kuntz war für alle jungen Spieler, also auch für mich, wie ein großer Bruder. Während der Trainingseinheiten war er sehr diszipliniert, doch nach dem Training witzelte er gern noch rum. Ich erwarte von Kuntz, dass er die deutsche Disziplin in der türkischen Nationalmannschaft durchsetzt und ein eigenes System in dieser Richtung etabliert. Ich wünsche ihm viel Erfolg.“