Archivbild: Türkischer Nationaltrainer Kuntz / Photo: DPA (dpa)
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Der türkische Fußball-Nationaltrainer Stefan Kuntz hat sich tief betroffen über die Erdbeben-Katastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet geäußert. „Ich habe noch nie ein solches Ohnmachtsgefühl erlebt – außer vielleicht beim Terroranschlag am 11. September 2001. Für uns hier ist das schwer vorstellbar: zehn Städte, die eng beieinander liegen, 13 Millionen Menschen, die betroffen sind. Man erfährt von den Schicksalen – und muss machtlos zusehen“, sagte Kuntz in einem Interview der „Rheinpfalz am Sonntag“.
Der 60-Jährige weilte zum Zeitpunkt des verheerenden Erdbebens mit insgesamt mehr als 22.000 Toten noch selbst in Türkiye. „Wir besuchten Sonntag noch ein Spiel der Süper Lig, am Abend bin ich wie immer ganz normal schlafen gegangen. Als ich Montag aufwachte, habe ich mein Handy eingeschaltet und sofort die vielen Nachrichten gesehen“, berichtete Kuntz.
In den Büros des türkischen Fußballverbandes in Istanbul habe er im TV die schrecklichen Bilder aus dem Katastrophengebiet gesehen. „Ich saß eine halbe Stunde lang mit offenem Mund da und dachte nur: Das darf nicht wahr sein. Gerade als ich realisiert hatte, dass die Katastrophe Realität ist, folgte das schlimme Nachbeben. Ich verfiel noch mal in Schockstarre“, erzählte Kuntz.
Für ihn sei es furchtbar gewesen und immer noch eine emotionale Belastung. „Dadurch, dass man die Schicksale der Menschen öffentlich verfolgen kann, ist die eigene Betroffenheit riesengroß. Ich finde: Wenn das Grauen ein Gesicht bekommt, dann ist es wirklich das Grauen“, sagte Kuntz.
Er selbst hat in den sozialen Netzwerken zu Spenden aufgerufen. „Wir haben ein Spendenkonto beim Fußballverband TFF eingerichtet und leiten das Geld an die türkische Katastrophenschutzbehörde weiter. Meine Nationalspieler, meine Familie und ich beteiligen uns auch“, berichtete er. Spendenaktion in Deutschland
An diesem Samstag startet Kuntz in seinem Heimatort zudem eine persönliche Spendenaktion. „Mit einem türkischen Geschäftsmann werde ich mich bei Edeka in Wellesweiler, einem Stadtteil von Neunkirchen, von 12 bis 13 Uhr an die Kasse des Supermarktes setzen und Waren über den Scanner ziehen. Der Umsatz, der in dieser Zeit erfolgt, geht auf ein Spendenkonto in der Türkei“, sagte Kuntz und fügte hinzu: „Hoffentlich kaufen möglichst viele Menschen bei mir ein.“
Kuntz stürmte in seiner eigenen Zeit in der Bundesliga für den VfL Bochum, Bayer Uerdingen, Arminia Bielefeld sowie den 1. FC Kaiserslautern und führte die deutsche U21-Auswahl als Trainer 2017 und 2021 jeweils zum EM-Triumph.

dpa