In der UEFA Europa League hat Fenerbahçe Istanbul am Donnerstag zu Hause mit 0:3 gegen Olympiakos Piräus verloren. Der Olympiakos-Eigentümer und griechische Lokalpolitiker Evangelos Marinakis sorgte dabei nach dem Spiel mit skandalösen Bemerkungen über Istanbul für Empörung bei den Türken.
„Auf jeden Fall sind wir alle sehr glücklich, vor allem über einen solchen Sieg in Konstantinopel oder in der Polis“, erklärte Marinakis gegenüber der griechischen Presse am Donnerstagabend und bezeichnete Istanbul als „Konstantinopel“ sowie als „griechische Stadt“.
„Er [der Sieg] ist von großer Bedeutung; wir erleben Momente von historischem Ausmaß“, heizte der Olympiakos-Eigentümer mit nationalistischen Parolen die griechischen Fans an. Der Sieg habe ihn an 2012 erinnert, als Piräus „in der Polis“ (in Istanbul) das europäische Final Four im Basketball gewonnen hatte. Diesen Sieg widme er „allen Griechen“.
„Werden diesen Triumph noch viele Jahre in Erinnerung behalten“
Den Triumph vom Donnerstagabend werde der Verein „noch viele Jahre in Erinnerung behalten“, fügte Marinakis hinzu. Nun könne der Traum weitergehen, um Olympiakos in Europa und Griechenland noch weiter nach oben zu führen. Den Sieg „in ihrer Stadt“ widme er zudem allen Griechen.
Die oströmische Stadt Istanbul wurde 1453 von den türkischen Osmanen erobert und ist seit rund 560 Jahren eine türkische Stadt. Rechtsextreme Griechen und Politiker erheben seit der Staatsgründung des modernen Griechenlands Ansprüche auf die Stadt, da sie sich als Nachfolger des oströmischen Reiches betrachten.
Tumulte bei Marseille gegen Galatasaray
Im EL-Match zwischen Marseille und Galatasaray kam es ebenfalls zu Provokationen – dies geschah jedoch in diesem Fall vor und während des Spiels.
Medienberichten zufolge fingen die Spannungen bereits an, als die Istanbuler Fans unter scharfen Sicherheitsmaßnahmen das Stadion betraten. Demnach soll ein Marseille-Fan auf der Tribüne die griechische Flagge ausgerollt und die türkischen Fans beleidigt haben. Die Polizei habe eingegriffen, die Atmosphäre im Stadion wäre aber weiter vergiftet geblieben.
Radikale Exil-Armenier und PKK-Anhänger hinter den Aktionen?
Die Beleidigungen, unterstützt mittels Ausrollens von Flaggen, gingen auch während des Spiels weiter. Unter Präsentation mehrerer armenischer und griechischer Fahnen sowie der Flagge des Autonomiegebiets im Nordirak griffen die französischen Fans weiterhin die türkischen Fans verbal an.
Beobachter mutmaßen, dass politische Einflussgruppen die Provokationen organisiert haben könnten: Marseille gilt als eine Stadt mit vielen Diaspora-Armeniern. Zudem kommt es in der Hafenstadt in Südfrankreich oft zu Demonstrationen und Übergriffen vonseiten dort ansässiger Anhänger der Terrororganisation PKK.
Die Situation auf den Tribünen eskalierte, als Fackeln und sogenannte Bengalos zwischen den Anhängern der beiden Vereine in den jeweils anderen Sektor geworfen wurden. Das Spiel musste in der ersten Hälfte sogar zwischenzeitlich unterbrochen werden. Trotzdem konnte die Begegnung ohne weitere Unterbrechungen beendet werden.
Vorfälle auch in Lyon - Französische Fußball-Fans erneut auffällig
Nicht nur türkische Fußballzuschauer wurden jedoch zum Ziel gewaltbereiter französischer Fans. Diese machten auch vor den Anhängern des dänischen Klubs Bröndby IF nicht Halt. In der Nacht zum Freitag kam es auch in Lyon zu Vorfällen beim Spiel der Europa League gegen den Verein aus Kopenhagen. Sieben Personen sollen dort vorübergehend festgenommen worden sein.
Erst vor gut einer Woche hatte das Verhalten französischer Fans für Negativschlagzeilen in Frankreichs höchster Spielklasse gesorgt - auch daran waren Anhänger von Marseille beteiligt. Nach einem torlosen Remis bei Angers SCO waren Fans beider Vereine auf den Rasen gestürmt und aufeinander losgegangen.
Am selben Abend hatten Medienberichten zufolge rund 50 Fans von HSC Montpellier einen Bus mit Anhängern von Girondins Bordeaux an der Autobahnabfahrt abgepasst und angegriffen. Randale gab es zuvor auch beim Nordderby Lens gegen Lille. Marseille war erstmals negativ aufgefallen, als bei der Partie gegen Nizza nach Provokationen Fans, Funktionäre und Spieler handgreiflich geworden waren.