Eine schwedische Delegation ist in der vergangenen Woche in die nordöstliche Provinz Qamischli in Syrien gereist, um YPG/PKK-Funktionäre zu treffen. Der Sonderbeauftragte für die Region, Per Orneus, organisierte die Reise – im Auftrag der schwedischen Außenministerin, Ann Linde.
Qamischli liegt an der syrisch-türkischen Grenze und wird von der Terrorgruppe YPG/PKK kontrolliert. Bei dem Besuch in der Region kam es zu einem Treffen mit Ferhat Abdi Şahin – Codename Mazloum Kobani. Er ist der Kommandeur der Terrororganisation YPG. Die Delegation besuchte zudem auch Gräber getöteter Terroristen und legte Kränze nieder, wie „Daily Sabah“ am Dienstag berichtet.
Der Delegation schlossen sich Mitglieder wie Thomas Marcus an, Leiter der humanitären Hilfe im schwedischen Außenministerium. Mit von der Partie war auch die Beraterin des Europäischen Friedensinstituts, Evin Çetin. Ihre Nähe zu den Terroristen wurde zuvor dokumentiert. Aufnahmen zeigen, wie sie zusammen mit PJAK-Mitgliedern tanzt. Bei PJAK handelt es sich um einen Ableger der Terrororganisation PKK im Iran.
Treffen mit Terrormitgliedern
Bei dem Besuch in Qamishli traf sich Orneus auch mit den Hinterbliebenen der getöteten Terroristen und bekundete ihnen Schwedens Solidarität. Die Terroristen seien „im Kampf gegen den Terrorismus“ gestorben, erklärte er paradoxerweise.
Berichten zufolge habe die Terrorgruppe die Eröffnung einer Agentur in Schweden gefordert, ebenso medizinische Unterstützung für die Gesundheitsprobleme verletzter Terroristen. Die schwedische Delegation soll diese Forderungen nicht abgelehnt haben, heißt es Quellen zufolge.
Das Al-Ya'rubiyah-Grenztor zwischen Syrien und dem Irak solle zudem geöffnet werden. Nach dem Habur-Grenztor ist es das zweitwichtigste Grenztor zum Irak und von strategischer Bedeutung. Sämtliche Hilfslieferungen sollten direkt an die Terrorgruppe in den von ihnen belagerten Gebieten erfolgen und nicht über das syrische Regime.
Darüber hinaus beklagten sich die Terroristen-Familien über die Türkei. Auf die grenzüberschreitenden Operationen der Türkei müsse es eine internationale Reaktion geben.
Besuch erfolgt nach offiziellem Amtsbesuch in der Türkei
Der Besuch der Delegation erfolgte unmittelbar nach dem offiziellen Amtsbesuch von Außenministerin Linde in der Türkei. Am 13. Oktober geriet die schwedische Außenministerin in eine hitzige Debatte mit dem türkischen Außenminister, Mevlüt Çavuşoğlu.
„Warum unterstützen die europäischen Länder die PKK/YPG?“, fragte Çavuşoğlu sie auf der gemeinsamen Pressekonferenz. Im Kampf gegen den Terror erwarte die Türkei eine solidarische Haltung. Die PKK greife Bürger im Lande an – darunter auch Kurden. Keine PKK-Aktivität sein mit dem Begriff Meinungsfreiheit konform. Jede Aktion, einschließlich der Finanzierung des Terrorismus, sei nach internationalem Recht verboten.
Zwar sei die PKK von Schweden und auch von der EU als terroristische Organisation eingestuft, andere Organisationen wie die „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF)
jedoch nicht. Diese Organisation habe zum Kampf gegen Daesh beigetragen, konterte Linde. Der Dialog müsse fortgesetzt werden, um Stabilität und Frieden in Syrien zu gewährleisten. Schweden habe das Recht, sich mit verschiedenen Akteuren zu verschiedenen Themen zu treffen, fügte sie hinzu.
Auf der Pressekonferenz forderte die schwedische Außenministerin zudem den Abzug türkischer Truppen aus dem Norden Syrien. Dabei verwendete sie das englische Wort „urge“, das heißt „mahnen“. Daraufhin kam es beinahe zum Eklat. „Mit wessen Autorität bitten Sie die Türkei, sich aus Syrien zurückzuziehen? Hat das Regime in Syrien Schweden oder der EU eine solche Befugnis erteilt? In jedem Treffen, in Sotschi, Astana – bei jeder Gelegenheit unterstreichen wir die territoriale Integrität Syriens“, antwortete Çavuşoğlu.
„Operation Friedensquelle“
Der türkische Außenminister schlug vor, auch den Ansichten der Minderheiten in Syrien zum Thema PKK Gehör zu schenken. Aramäer, Assyrer und Christen sollten diesbezüglich angehört werden und berichten können, was die SDF ihnen angetan haben.
Oktober 2019 startete die Türkei die „Operation Friedensquelle“ – eine militärische Operation der türkischen Streitkräfte gegen Terroristen, die mit Daesh und der YPG/PKK kooperieren. Dabei berief sich das Land auf das Recht auf Selbstverteidigung. Die Durchführung der Operation hatte zum Ziel, für die Rückkehr der Syrer in das Gebiet eine Sicherheitszone östlich des Euphrat einzurichten.
Auch in der Vergangenheit kritisierte die Türkei europäische Institutionen für ihre Toleranz gegenüber der PKK und deren Aktionen. Sie forderte stets von der EU, die Propaganda-, Rekrutierungs- und Spendenaktionen der Terrorgruppe zu verbieten.
In ihrer mehr als 40-jährigen Terrorkampagne gegen die Türkei hat die PKK - die von der Türkei, den USA und der Europäischen Union als terroristische Organisation eingestuft wird - den Tod von 40.000 Menschen, darunter Frauen und Kinder, zu verantworten.