Der türkisch-zyprische Regierungschef Ersin Tatar wirft der griechisch-zyprischen Administration „rassistisches“ Vorgehen vor. Zuvor hat die griechisch-zyprische Seite beschlossen, türkisch-zyprischen Beamten ihre Pässe zu entziehen – wovon auch Tatar selbst betroffen ist. „Die Entscheidung der griechisch-zyprischen Seite, einige Pässe der türkischen Zyprer einzuziehen, ist ein weiterer Beweis dafür, dass die ‚Republik Zypern‘ in einen rein griechisch-zyprischen Staat umgewandelt wurde und dass die legitimen Rechte der türkisch-zyprischen Seite in keiner Weise respektiert werden“, kritisierte Tatar in einer Erklärung gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag.
Die griechisch-zyprische Regierung nimmt mit ihrer Maßnahme Personen ins Visier, die im türkisch-zyprischen Kabinett mitarbeiten oder die an den Versuchen zur Wiedereröffnung der Geisterstadt Varoscha/Maraş beteiligt sind.
Rassistische Entscheidung
„Ich verurteile die griechisch-zyprische Regierung für diese Entscheidung. Sie ist rassistisch, menschenrechtlich falsch und hat keine rechtliche Grundlage. Eine solche Diskriminierung kann nicht akzeptiert werden“, sagte Tatar.
Der türkisch-zyprische Regierungschef wies darauf hin, dass er diesen Pass selbst ohnehin seit Jahren nicht mehr benutze. „Diese Entscheidung betrifft jedoch unsere Gemeinschaft, unser Volk. Die Menschen haben diese Pässe aufgrund von Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt sind, und zu Reise- oder Stipendienzwecken erhalten“, fügte er hinzu. „Der Reisepass ist ein Recht, und dieses Recht muss respektiert werden.“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Regierungschef Tatar erklärten im vergangenen Monat, sie würden einen Teil des verwaisten ehemaligen Ferienortes Varoscha wieder öffnen.
Eine geteilte Insel
Zypern ist von einem jahrzehntelangen Streit zwischen griechischen und türkischen Zyprern gekennzeichnet - trotz einer Reihe von diplomatischen Bemühungen der UN, eine umfassende Lösung zu erreichen.
Im Jahr 1974 führte ein griechisch-zyprischer Putsch mit dem Ziel der Annexion Zyperns durch Griechenland zu einer Intervention der Türkei als Garantiemacht. Bereits zuvor war die zyperntürkische Minderheit durch Zyperngriechen verfolgt und diskriminiert worden. Ab 1963 hatten sich die blutigen Angriffe auf Zyperntürken gehäuft.
1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern gegründet. Der zyperngriechische Teil der Insel ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Union.
25 Aug. 2021
Tatar kritisiert griechisch-zyprische Entscheidung zum Einzug von Pässen
Der türkisch-zyprische Regierungschef hat die Entscheidung der griechisch-zyprischen Seite verurteilt, nordzyprischen Beamten Pässe zu entziehen. Diese sei „rassistisch, menschenrechtlich falsch und hat keine rechtliche Grundlage“, erklärte Tatar.
TRT Deutsch
Ähnliche Nachrichten
Frankreich weist UN-Kritik an Rassismus in der Polizei zurück
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat Frankreich aufgefordert, gegen systemische Diskriminierung und Rassismus in der französischen Polizei vorzugehen. Das französische Außenministerium weist die Vorwürfe als „völlig unbegründet“ zurück.
Unattraktiv? Viele ausländische Arbeitskräfte verlassen Deutschland
Rassismus und aufenthaltsrechtliche Herausforderungen: Auch wenn die temporäre Migration zunimmt, verlassen viele ausländische Fachkräfte Deutschland. „Die Hürden abzubauen, dass die Leute bleiben, ist ein gesellschaftliches Thema“, so eine Expertin.
Russland will konsularische Dienste in Nordzypern anbieten
Moskau strebt eine verbesserte Betreuung seiner Bürger auf Zypern an und plant die Einrichtung einer konsularischen Vertretung in der Hauptstadt der Insel. Damit folgt Russland dem Beispiel anderer Länder wie den USA, Großbritannien und Deutschland.
„Pandora Papers“: Finanzdokumente sollen mehr als 300 Politiker belasten
Erneut wollen investigative Journalisten brisante sogenannte Pandora-Papers über Politiker aus mehr als 300 Ländern zugespielt bekommen haben. Betroffen sei auch ein Regierungschef aus einem EU-Staat, der kurz vor einer Wahl steht.
Selbe Kategorie
Weltstrafgericht erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Gallant
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Haftbefehle gegen Israels Premierminister Netanjahu und Ex-Verteidigungsminister Gallant ausgestellt. Ihnen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zur Last gelegt.
Nach Trump-Wahl: Israels Finanzminister will Annexion im Westjordanland
Die Wiederwahl Trumps wurde vielerorts mit Sorge betrachtet. Doch einer scheint es sehr zu begrüßen: Der ultra-rechte israelische Politiker Smotrich. Er erhofft sich einen Freifahrtschein, um noch mehr palästinensisches Land zu stehlen.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.