Die russische Armee hat einen Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen in der Südkaukasus-Region Berg-Karabach gemeldet. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Samstag mit, der Vorfall habe sich am Freitag im Bezirk Hadrut ereignet. Das regionale Verteidigungsministerium hatte zuvor Einsätze der aserbaidschanischen Streitkräfte gemeldet. Das Verteidigungsministerium in Aserbaidschan erklärte, nach „Provokationen“ seien „angemessene Gegenmaßnahmen“ ergriffen worden. Inzwischen werde der Waffenstillstand wieder respektiert. Ein Sprecher der russischen Truppen in der Region bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Ria Nowosti, dass es „Schusswechsel mit automatischen Waffen“ gegeben habe. Beide Konfliktparteien seien aufgefordert worden, die Waffenruhe zu respektieren. Nach Angaben des regionalen Verteidigungsministeriums in Berg-Karabach wurden drei pro-armenische Kämpfer bei einem Feuergefecht mit aserbaidschanischen Streitkräften verwundet worden.
Rund 2000 russische Soldaten in der Region stationiert
Nach sechswöchigen schweren Kämpfen zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan war unter russischer Vermittlung am 9. November ein Waffenstillstandsabkommen erzielt worden, das für Armenien bedeutende Gebietsverluste zur Folge hat. Während der Kämpfe wurden nach Angaben von Armenien und Aserbaidschan mehr als 5000 Menschen getötet.
Derzeit sind rund 2000 russische Soldaten in der Region stationiert, um die Einhaltung des Abkommens zu kontrollieren.
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.
Unterdessen trafen am Samstag Vertreter der sogenannten Minsk-Gruppe mit Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew in Baku zusammen. Am Sonntag wurden der Franzose Stephane Visconi und der US-Vertreter Andrew Schofer in der armenischen Hauptstadt Eriwan erwartet.
Die USA, Frankreich und Russland leiten gemeinsam die sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die 1992 zur Entschärfung des Konflikts um Berg-Karabach eingerichtet worden war.