Der stellvertretende türkische Außenminister Nuh Yılmaz hat die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für die Eskalation im Nahen Osten verantwortlich gemacht und scharf verurteilt. Während eines Treffens der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in der saudi-arabischen Stadt Dschidda am Mittwoch beschuldigte Yılmaz die Regierung unter Netanjahu, „extremistisch und rassistisch“ zu sein und die Region aus politischem Kalkül heraus vorsätzlich ins Chaos gestürzt zu haben.
Als Beispiel nannte er das tödliche Attentat auf den Chef des Hamas-Politbüros, Ismail Hanija, was die Friedensbemühungen untergraben habe. Yılmaz drückte dabei sein Beileid für Hanija aus, der am 31. Juli im Iran ermordet wurde, und bezeichnete das Attentat als „schamlosen Akt, der die Souveränität des Irans“ verletzt habe.
Das Vorgehen Israels sei eine Bedrohung für die Region und die fragile internationale Ordnung. Yılmaz bekräftigte auch die Unterstützung von Türkiye für den palästinensischen Widerstand und betonte, dass die palästinensische Sache trotz der anhaltenden israelischen Aggression stark bleibe.
Echter Frieden nur durch Zwei-Staaten-Lösung möglich
Yılmaz wies auf die anhaltende illegale Besetzung der palästinensischen Gebiete durch Israel hin und betonte, dass ein echter Frieden im Nahen Osten nur durch die Beendigung dieser Besetzung und die Umsetzung einer Zwei-Staaten-Lösung auf der Grundlage der Grenzen von 1967 erreicht werden könne.
Der türkische Politiker kritisierte Israels ablehnende Haltung zu internationalen Forderungen nach einem Waffenstillstand im Gazastreifen sowie die israelische Blockade von humanitärer Hilfe. Er wies darauf hin, dass das israelische Parlament vor kurzem Gesetze verabschiedet hat, die die Gründung eines palästinensischen Staates ablehnen und das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNRWA) als terroristische Organisation bezeichnen.
Yılmaz warnte davor, dass Netanjahu den Konflikt ausweiten könnte, was schwerwiegende Folgen für die Region und darüber hinaus hätte. Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die UNO, habe es versäumt, ein Blutvergießen zu verhindern. Zudem verurteilte Yılmaz die Mitglieder des US-Kongresses, die Netanjahu bei seinem jüngsten Besuch in Washington applaudiert hatten. Er wundere sich, ob den Mitgliedern des Kongresses bewusst sei, dass sie einen Völkermord bejubelten.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Organisation Hamas am 7. Oktober einen brutalen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten von Israels Armee getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden seither von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober fast 40.000 Menschen getötet und mehr als doppelt so viele verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.