Nach der Einstufung des Leids der Armenier während des Ersten Weltkriegs als Völkermord durch US-Präsident Joe Biden hat die Türkei den US-Botschafter in Ankara einbestellt. Mit der Einbestellung von David Satterfield bringe das türkische Außenministerium seinen Protest gegen Bidens Äußerungen vom Samstag zum Ausdruck, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Bidens Äußerungen hätten „eine Wunde“ in die Beziehungen beider Länder geschlagen, „die schwer wieder gut zu machen“ sei, kritisierte das Ministerium in Ankara laut Anadolu. Zuvor hatte es Bidens Positionierung „auf das Schärfste“ zurückgewiesen. Biden hatte am Samstag als erster US-Präsident die Einstufung als Genozid vorgenommen. „Wir gedenken all derer, die im Völkermord an den Armeniern während der Zeit der Osmanen gestorben sind“, erklärte er. Der US-Präsident betonte, es handele sich um die Bestätigung einer historischen Tatsache und gehe nicht darum, der Türkei „Vorwürfe zu machen“. Die Anerkennung der Geschichte sei wichtig, um zu verhindern, „dass solch eine Gräueltat sich jemals wiederholt“.
Thema nicht „als Instrument zur Einmischung in unserem Land“ missbrauchen
In einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan hatte Biden am Vortag um Verständnis für den Schritt geworben. Erdoğan erklärte jedoch, das Thema dürfe nicht „durch Dritte politisiert“ und „als Instrument zur Einmischung in unserem Land“ missbraucht werden.
Die Türkei lehnt die Verwendung des Begriffs Völkermord ab und spricht von einem Bürgerkrieg, in dessen Verlauf auf beiden Seiten Hunderttausende ihr Leben verloren.