Nach den tödlichen Luftangriffen Israels auf das Flüchtlingslager Dschabalia in Gaza hat die internationale Kinderrechtsorganisation Save the Children am Dienstag „entsetzt“ auf die Zerstörungen reagiert. „Wir sind entsetzt über die Zerstörung im palästinensischen Flüchtlingslager Dschabalia im besetzten Gazastreifen, bei der noch mehr Familien getötet und verletzt wurden“, sagte der Landesdirektor der in Großbritannien ansässigen Hilfsorganisation, Jason Lee, gegenüber X (vormals Twitter). „Zivilisten müssen geschützt werden“, fügte Lee hinzu.
Bevor die Kommunikations- und Internetverbindungen aus dem bombardierten Dschabalia unterbrochen wurden, zeigten Fotos und Videos die verheerenden Folgen des israelischen Angriffs. Riesige Krater und zerstörte Häuser sind zu sehen. Unter den Opfern sind nach palästinensischen Angaben zahlreiche Zivilisten.
Gaza: Opfer im Flüchtlingslager überwiegend Frauen und Kinder
Bei dem Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabalia seien „rund 50 Terroristen getötet“ worden, teilte die israelische Armee mit. Darunter sei auch der Hamas-Kommandeur Ibrahim Biari. Er soll an dem Großangriff in Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen sein, so die israelische Angabe weiter.
Die Armee sprach von einem „groß angelegten Angriff“ und bezeichnete das Gebiet um das palästinensische Flüchtlingslager als „militärische Hochburg der Hamas“. Infolge der Bombardierungen seien auch Tunnel in dem Gebiet eingestürzt.
Nach Angaben aus Gaza hingegen waren die meisten Opfer der israelischen Angriffe Frauen und Kinder. Israelische Kampfflugzeuge hätten das gesamte als Block 6 bekannte Wohnviertel zerstört.
Dschabalia ist nach UN-Angaben das größte Flüchtlingslager im von Israel belagerten Gazastreifen. Es ist Zufluchtsort für palästinensische Binnenflüchtlinge aus den Kriegen mit Israel seit 1948 und wird vom UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) betreut. Es handelt sich um ein sehr dicht besiedeltes Lager, das jedoch nicht durch einen Zaun oder ähnliches von der Umgebung abgetrennt ist. Das Gebiet ist nach UN-Angaben 1,4 Quadratkilometer groß und beherbergt 116.000 Flüchtlinge.
Zahl der Toten im Israel-Palästina-Konflikt wächst
Die Zahl der Toten durch die anhaltenden israelischen Angriffe auf den Gazastreifen ist unterdessen auf 8525 gestiegen, wie das Gesundheitsministerium in der blockierten Enklave am Dienstag mitteilte. „Unter den Opfern sind 3542 Kinder und 2187 Frauen, während 21.543 weitere Menschen verletzt wurden“, sagte Ministeriumssprecher Aschraf al-Qudra auf einer Pressekonferenz in Gaza-Stadt. Nach israelischen Angaben wurden in dem Konflikt seit dem 7. Oktober mehr als 1538 Israelis getötet.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die zunehmenden Forderungen nach einem Waffenstillstand als „Kapitulation“ vor der Hamas zurück. Die israelische Totalblockade des Gazastreifens hat zudem zur Unterbrechung der Treibstoff-, Strom- und Wasserversorgung geführt. Die spärlichen Hilfslieferungen können den Bedarf der mehr als zwei Millionen Einwohner nicht decken.