02. Juni 2021: Der iranische Vizeaußenminister Abbas Araghchi nach Atomgesprächen in Wien (dpa)
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Der Iran hat Hoffnungen auf eine baldige Einigung im Atomstreit mit den USA gedämpft. „Wir sind uns zwar näher gekommen, aber von einer Einigung sind wir noch weit entfernt“ sagte Vizeaußenminister Abbas Araghchi laut iranischen Medien am Donnerstag. Daher wolle er auch Spekulationen, wonach die Atomverhandlungen in Wien nächste Woche in die finale Runde gingen, nicht bestätigen. Vorher müssten die USA und anderen Vertragspartner laut Araghchi „noch einige schwierige Entscheidungen“ treffen. Auch die finale Entscheidung des Irans werde definitiv nicht in Wien, sondern in Teheran fallen, so der Vizeminister und iranische Delegationsleiter in Wien.
Ein neues Problem bei den Wiener Verhandlungen ist der bevorstehende politische Machtwechsel in Iran. Topfavorit bei der Präsidentenwahl in zwei Wochen ist der erzkonservative Kleriker Ebrahim Raeissi, der das Wiener Atomabkommen von 2015 stets scharf kritisiert hatte. Ob er den moderaten Kurs von Präsident Hassan Ruhani fortsetzen wird, ist nach Einschätzung von Beobachtern eher fraglich. Auch ist derzeit unklar, wer demnächst überhaupt als Atomchefunterhändler ernannt und für den Iran die Verhandlungen führen wird.
Die Verhandlungen zur Rettung des Atomabkommens mit dem Iran steuern laut europäischen Diplomaten auf die heikelste Phase zu. Vertreter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien versuchen seit April, gemeinsam mit Russland und China zwischen dem Iran und den USA zu vermitteln. Es geht um die schwierigen Fragen, welche der vielen Iran-Sanktionen Washington bereit ist aufzuheben, und wie dauerhaft verhindert werden kann, dass iranische Atomanlagen für militärische Zwecke genutzt werden.
Unter der Führung des vorigen Präsidenten Donald Trump hatten die USA den Atompakt 2018 verlassen und erneut wirtschaftlich schmerzhafte Sanktionen gegen Teheran verhängt. Die USA hatten dem Iran vorgeworfen, im Verborgenen weiter an Massenvernichtungswaffen zu arbeiten und den Nahen Osten durch eine aggressive Hegemonialpolitik zu destabilisieren.

Das Regime weitete daraufhin auch offiziell seine nuklearen Aktivitäten entgegen den Vereinbarungen schrittweise aus und schränkte internationale Atominspektionen ein. Zuletzt begann der Iran mit der Herstellung von Uran, das knapp unter dem Reinheitsgrad von Atomwaffen-tauglichem Material liegt.

dpa