Erstmals seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges gegen die Menschen im Gazastreifen hat sich der Chef der libanesischen Hisbollah offiziell zu Wort gemeldet und eine Ausweitung des Konflikts als „realistisch“ bezeichnet. An der libanesischen Front seien „alle Optionen offen“, sagte Hassan Nasrallah am Freitag in einer Fernsehansprache. Sollte Israel einen Angriff auf den Libanon oder einen Präventivschlag in Betracht ziehen, wäre das „die größte Dummheit seiner Existenz“, fügte er hinzu.
Die Rede des Hisbollah-Chefs war mit Spannung erwartet worden. Seit dem Überraschungsangriff der Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober gibt es beinahe täglich militärische Auseinandersetzungen an der israelisch-libanesischen Grenze. Auch das Nachbarland Syrien wurde von Israel beschossen. Es gibt Befürchtungen, dass die Hisbollah nun darauf reagiert und eine neue Front gegen Israel eröffnet.
Nasrallah warnt vor Krieg in der Region
In Richtung der USA betonte Nasrallah, dass seine vom Iran unterstützte Miliz bereit sei, sich deren Kriegsschiffen im Mittelmeer entgegenzustellen. „Eure Flotte macht uns keine Angst“, sagte der Hisbollah-Chef. Nasrallah warf den USA vor, allein für den Krieg im Gazastreifen verantwortlich zu sein, da Israel „nur ein Instrument“ der Vereinigten Staaten sei. „Wer auch immer einen regionalen Krieg verhindern will, muss sofort die Aggressionen im Gazastreifen einstellen“, sagte er.
Die USA hatten unmittelbar nach dem Hamas-Angriff ihre militärische Präsenz in der Region verstärkt und unter anderem Flugzeugträger im östlichen Mittelmeer stationiert. Auch die israelischen Verbündeten Deutschland und Großbritannien verlegten zahlreiche militärische Spezialeinheiten nach Südzypern. Zudem wurden deutsche Kriegsschiffe vor die Küste des Gazastreifens entsandt.