Im Mordfall Khashoggi belastete sie das saudische Königshaus schwer - nun hat UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard die rüde Reaktion darauf öffentlich gemacht. Ein ranghoher Vertreter der saudischen Regierung habe bei einem Treffen im Januar 2020 in Genf gleich zwei Mal damit gedroht, sie erledigen zu lassen, wenn sie nicht von den Vereinten Nationen zurückgehalten werde, sagte Callamard dem „Guardian“ (Dienstag). Das habe ihr ein damals anwesender UN-Kollege erzählt. Auf die Frage, wie ihre in Genf ansässigen Kollegen die Bemerkung damals verstanden hätten, antwortete Callamard: „Eine Todesdrohung. So wurde es verstanden.“
Khashoggi war am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Spezialkommando aus Riad getötet worden. Die Führung des konservativen Königreichs war danach scharfer Kritik ausgesetzt. Die saudische Regierung räumte den Mord erst auf internationalen Druck hin ein.
Die Spuren führten damals bis in das engste Umfeld des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, dem eigentlich starken Mann des Landes. UN-Sonderberichterstatterin Callamard kam in einem Untersuchungsbericht zu dem Schluss, dass es glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung des Thronfolgers und anderer ranghoher Vertreter Saudi-Arabiens gebe. Mohammed bin Salman bestritt jedoch, die Ermordung Khashoggis angeordnet zu haben.
Callamard sagte dem „Guardian“, die mutmaßlichen Drohungen seien bei einem hochrangigen Treffen von saudi-arabischen Diplomaten und Vertretern der UN in Genf gefallen. Ihre Ermittlungsarbeit zu dem Mordfall sei kritisiert worden. Ein hochrangiger saudischer Vertreter habe gesagt, er habe Anrufe bekommen von Personen, die gesagt hätten, sie seien bereit, sich um Callamard zu kümmern. Später habe er die mutmaßliche Drohung wiederholt. Er kenne Leute, die angeboten hätten, „sich um die Angelegenheit zu kümmern, wenn Sie es nicht tun“.
Drohungen funktionierten bei ihr nicht, sagte Callamard, die demnächst für Amnesty International arbeiten will. „Es hat mich nicht davon abgehalten, so zu handeln, wie ich es für richtig halte.“
24 März 2021
Fall Khashoggi: UN-Berichterstatterin wegen Ermittlungen bedroht
Ein ranghoher Vertreter der saudischen Regierung soll 2020 die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard wegen ihrer Ermittlungen im Fall Khashoggi bedroht haben. Er kenne Leute, die vorgeschlagen hätten, „sich um die Angelegenheit zu kümmern“.
dpa
Ähnliche Nachrichten
Selbe Kategorie
Weltstrafgericht erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Gallant
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Haftbefehle gegen Israels Premierminister Netanjahu und Ex-Verteidigungsminister Gallant ausgestellt. Ihnen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zur Last gelegt.
Nach Trump-Wahl: Israels Finanzminister will Annexion im Westjordanland
Die Wiederwahl Trumps wurde vielerorts mit Sorge betrachtet. Doch einer scheint es sehr zu begrüßen: Der ultra-rechte israelische Politiker Smotrich. Er erhofft sich einen Freifahrtschein, um noch mehr palästinensisches Land zu stehlen.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.