Die aserbaidschanische Armee hat mit der Übernahme der dritten und letzten Region begonnen, die Armenien gemäß des Waffenstillstandsabkommens im Berg-Karabach-Konflikt an das Nachbarland übergeben muss. Einheiten der Streitkräfte hätten am frühen Dienstagmorgen die Region Latschin erreicht, teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit. In den vergangenen Wochen hatte Armenien bereits die Regionen Aghdam und Kalbadschar an Aserbaidschan übergeben.
Auf einem vom Verteidigungsministerium veröffentlichten Video war ein Panzer mit einer aserbaidschanischen Flagge zu sehen, der einen Konvoi von Armeefahrzeugen anführte. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, rückte ein von russischen Militärfahrzeugen begleiteter Konvoi aserbaidschanischer Militärtransporter in der Stadt Latschin vor.
Vor der Ankunft der aserbaidschanischen Truppen hatten die meisten Armenier in Latschin die Region verlassen. Einige setzten zuvor ihre Häuser, Gebäude und Waldstücke in Brand. Auch am Montagabend brannten am Stadtrand von Latschin zwei Häuser.
Durch Latschin führt eine eine wichtige Straße, die Berg-Karabach und Hankendi (Stepanakert) mit Armenien verbindet. Laut Abkommen soll dieser Korridor von russischen Soldaten gesichert werden.
Türkei und Russland einig über gemeinsame Überwachung
Russland und die Türkei wollen die Einhaltung des Waffenstillstandes in Berg-Karabach mithilfe eines gemeinsamen Zentrums überwachen. Eine Vereinbarung mit Details zur Gründung des Zentrums für Friedenssicherung in der Kaukasus-Region sei von beiden Ländern unterzeichnet worden, teilte das türkische Verteidigungsministerium am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Das Zentrum soll demnach „so schnell wie möglich“ mit der Arbeit beginnen.
Die bilaterale Vereinbarung wurde nach tagelangen Verhandlungen getroffen. Bereits Mitte November hatten sich die beiden Länder auf ein entsprechendes Vorgehen in einem Memorandum geeinigt. Damals hatte die Türkei gefordert, dass Aserbaidschan den Standort des Zentrums festlegt.
Nach sechswöchigen schweren Kämpfen um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach hatten sich die verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan im November unter der Vermittlung Russlands auf einen Waffenstillstand geeinigt. Für die Kontrolle des Waffenstillstands sind laut dem Abkommen russische Truppen zuständig. Russland hatte wiederholt betont, das Abkommen sehe zudem vor, dass die Türkei keine Truppen zur Friedenssicherung entsendet. Die Türkei gilt als enger Verbündeter Aserbaidschans.