Das türkische Außenministerium hat die Erklärungen griechischer Politiker zur Umwandlung der Hagia-Sophia in eine Moschee verurteilt. In der schriftlichen Stellungnahme von Samstag wurde auch die Verbrennung von türkischen Flaggen in Griechenland kritisiert.
Am Freitag hatte das erste muslimische Pflichtgebet seit neun Jahrzehnten in der Istanbuler Hagia Sophia stattgefunden. In Griechenland führte das zu Protesten.
„Mit dem Vorwand der Kritik zur Öffnung der Haghia-Sophia-Moschee für Gebete legte Griechenland einmal mehr seine Feindschaft gegenüber dem Islam und der Türkei offen“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Hami Aksoy.
Als Zeichen des Protests und in zeitlicher Übereinstimmung mit dem Freitagsgebet in Istanbul hatte Griechenland am Freitag landesweit Kirchenglocken läuten lassen. Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis hatte die Umwidmung der Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee einen „Affront gegen die Zivilisation des 21. Jahrhunderts“ genannt.
Aksoy erwiderte, dass „die verwöhnten Kinder Europas“, die den Anblick von betenden Gläubigen in der Hagia Sophia nicht ertrügen, wiedermal einem „Wahn verfallen“ seien.
Er fügte hinzu, dass er die „feindseligen Äußerungen“ von griechischen Parlamentsmitgliedern und die Anteilnahmslosigkeit gegenüber der Flaggenverbrennung in Thessaloniki scharf verurteile.
„Griechenland muss aus dem byzantinischen Traum aufwachen, aus dem es seit 567 Jahren nicht erwachen kann“, so der türkische Außenamtssprecher. Die Hagia Sophia sei dem Willen des türkischen Volkes entsprechend als Moschee zum Gebet zugänglich gemacht worden und gehöre wie alle Kulturgüter des Landes zur Türkei.
Das historische Bauwerk diente 916 Jahre bis zur osmanischen Eroberung Istanbuls 1453 als Kirche, dann bis 1934 als Moschee. Zuletzt besaß es 86 Jahre lang den Status eines Museums.
Als eines der von in- und ausländischen Touristen am meisten besuchten historischen Bauwerke der Türkei wurde die Hagia Sophia 1985 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Am 10. Juli hatte ein türkisches Gericht einen Kabinettsbeschluss von 1934 annulliert, der die Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum ermöglichte. Das ebnete den Weg für eine erneute Nutzung als Moschee.