Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier hat vor gravierenden Folgen für den deutschen Wirtschaftsstandort gewarnt, sollte sich der Aufschwung der AfD fortsetzen. „Unser Land braucht ganz dringend nicht nur Fachkräfte, sondern Arbeitskräfte auf allen Ebenen, damit der Wohlstand erhalten werden kann“, sagte die Ökonomin den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag. „Die Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland wird nicht in ausreichendem Umfang gelingen, wenn eine Abschottungspartei wie die AfD immer größeren Zuspruch findet - und Polarisierung in den Vordergrund rückt.“
Malmendier betonte: „Das, wofür die AfD steht, schreckt ausländische Fachkräfte ab.“ Deutschland mit seiner komplizierten Sprache, seiner Bürokratie und seiner unzureichenden Kinderbetreuung habe es ohnehin schwer, Fachkräfte zum Kommen und zum Bleiben zu bewegen, führte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aus.
„Die Willkommenskultur lässt zu wünschen übrig. Und wenn jetzt noch nationalistische Kräfte auf dem Vormarsch sind, wird es sicherlich nicht einfacher - gerade in Regionen, wo wir gerne größere Unternehmen mit höheren Löhnen ansiedeln würden“, sagte Malmendier.
Professorin zieht Parallelen zum Aufstieg des Trumpismus in den USA
Die Professorin, die an der Universität von Kalifornien in Berkeley forscht, zog Parallelen zur Entwicklung in den USA unter Ex-Präsident Donald. „Ich habe hautnah den Aufstieg des Trumpismus in den USA erlebt. Auch deswegen bedrückt mich die Entwicklung in Deutschland so sehr“, sagte sie. „Ich habe gesehen, wie schnell es passieren kann, dass man eine Gesellschaft mit einfachen Parolen und Sprüchen spaltet.“
Deutschland brauche jährlich 400.000 zusätzliche Arbeitskräfte, sagte Malmendier. Das zeigten Zahlen aus dem Jahresgutachten 2022/23. Wegen der hohen Rate derer, die Deutschland wieder verließen, benötige das Land jedoch brutto rund 1,5 Millionen angeworbene Arbeitskräfte pro Jahr. Die Wirtschaftsweise fügte hinzu, der Wettbewerb um Arbeitskräfte in Europa sei groß und eine fehlende Aufnahmebereitschaft helfe da sicher nicht.