Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat angesichts der zahlreichen Streiks und Blockaden zur Mäßigung aufgerufen. „Mich besorgt diese zunehmende Polarisierung“, sagte Kretschmann dem Berliner „Tagesspiegel“ vom Samstag. „Demokratie lebt vom Diskurs, vom Streit, von der Suche nach den richtigen Lösungen. Aber das findet dort seine Grenzen, wo Einzelinteressen kompromisslos um jeden Preis durchgesetzt werden sollen.“
Der Grünen-Politiker äußerte sich mit Blick auf die Härte der Arbeitskämpfe und Blockaden der Bauern und Klimaaktivisten. Jetzt sei die Zeit des Kompromisses und des Maßhaltens, sagte Kretschmann. „Wir müssen Gemeinsamkeit suchen, statt zu spalten. Man sieht in anderen Ländern, wozu diese Entwicklung führt.“
Auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert forderte mehr Wege zur Verständigung: „Dass der Wert des Kompromisses in der Gesellschaft nicht mehr anerkannt wird, ist eine meiner größten Sorgen“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Kühnert verteidigte jedoch das Streikgeschehen der vergangenen Tage: „Das Gerede von der dauerstreikenden Gesellschaft ist ausgemachter Quatsch“, sagte der SPD-Politiker. In anderen Ländern werde viel mehr gestreikt. Kühnert wies Forderungen von Union und FDP nach einem strengeren Streikrecht zurück: „Arbeitskämpfe ohne echtes Streikrecht sind witzlos.“
Deutschland ist seit Wochen Schauplatz von Demos und Streiks. Bundesweit protestieren Landwirte gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung und blockieren Straßen mit ihren Traktoren. Daneben gibt es immer wieder Arbeitsniederlegungen bei der Bahn und dem ÖPNV sowie an Flughäfen und bei Fluggesellschaften.