Die ehemalige Vorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, sieht ihre Partei in einer strategischen Sackgasse. „Wir haben ein paar Fehler in der Regierung gemacht, die es anderen leicht gemacht haben, uns in eine ideologische Ecke zu schieben“, sagte sie der „Stuttgarter Zeitung“ und den Stuttgarter Nachrichten“ (Montagsausgaben). „Und dann standen wir da und haben uns nur noch dafür entschuldigt und dadurch ein Stück weit die Deutungshoheit über uns selbst verloren.“
Mit Blick auf den Erfolg rechter Parteien sagte Lang: „Eigentlich konkurrieren wir nur noch darum, wer das beste Argument gegen die AfD hat. Das begeistert niemanden für Demokratie.“ Das erfahre sie auch in der eigenen Familie. Dort wolle niemand hören, „warum wir nicht die AfD zu wählen haben. Wir wollen wissen, wie ihr unser Leben besser machen wollt.“
Ricarda Lang und Ko-Parteichef Omid Nouripour waren wie der gesamte übrige Bundesvorstand der Grünen im September nach enttäuschenden Landtagswahlergebnissen zurückgetreten. Franziska Brantner und Felix Banaszak wurden im November als neue Vorsitzende der Grünen gewählt.
Lang sagte der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“, ihr Rücktritt sei persönlich ein Befreiungsschlag gewesen. „Ich fühle mich wieder mehr bei mir selbst und rede offener und ehrlicher.“ Als Parteivorsitzende habe sie auch Dinge gesagt, „die ich mir selbst nur halb geglaubt habe“.