Am Mittwoch jährt sich die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke zum zweiten Mal. Zum Gedenken an den CDU-Politiker werde die Osannaglocke der Martinskirche ab 15 Uhr für zehn Minuten läuten, kündigte der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Mitte, Willi Temme, am Montag an. Damit verbunden sei auch eine gesellschaftliche Mahnung. „Unsere Stimme für Menschenrechte und die Freiheit muss noch lauter werden und sich gegen Ausgrenzung, Gewalt, Hass und Hetze erheben“, erklärte Bouffier am Dienstag in Wiesbaden.
Lübcke habe sich „für ein freies Land und einen demokratischen Rechtsstaat eingesetzt, in dem jeder seine Meinung äußern darf“. Es sei daher notwendig, Haltung zu zeigen, „auch wenn man Gegenwind spürt“, so Bouffier.
„Wir dürfen extremistischen Gruppen nicht unsere Demokratie überlassen - eine Demokratie, für die wir hart gekämpft haben“, betonte der langjährige politische Weggefährte des ermordeten Regierungspräsidenten. „Dr. Walter Lübcke fehlt. Sein klares Wort und seine Standhaftigkeit, für Überzeugungen einzustehen, vermissen wir schmerzlich.“
Demokratie und innerer Frieden
„Die Osanna-Glocke ruft zu Rechtsstaat, Freiheit, Demokratie und innerem Frieden“, lautet der Titel, die Temme und der Kasseler Historiker Dietfrid Krause-Vilmar der Gedenkveranstaltung gegeben haben.
Künftig solle das Geläut jedes Jahr am 2. Juni um 15 Uhr zu hören sein. Damit solle auf die Gefahren für die Demokratie und den Rechtsstaat aufmerksam gemacht werden, sagte Krause-Vilmar. Auch der Mord an Halit Yozgat am 6. April 2006 in Kassel durch die
rechtsterroristische Vereinigung NSU dürfe nicht in Vergessenheit geraten.
Die Osanna-Glocke ist die größte im Glockenstuhl der Martinskirche. Sie wird bisher einzeln nur am Karfreitag, zum Gedenken der Zerstörung Kassels 1943 am 22. Oktober und des Judenpogroms 1938 am 7. November geläutet. Zu hören war sie auch anlässlich von Lübckes erstem Todestag.
Walter Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni 2019 auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha von dem Kasseler Rechtsextremisten Stephan Ernst erschossen worden. Ernst wurde im Januar dieses Jahres wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe
verurteilt.
Artikelquelle: KNA