In der Debatte um den Fachkräftemangel hat die SPD-Vorsitzende Saskia Esken mehr Anreize für die Erwerbstätigkeit von Frauen gefordert. Es brauche mehr Frauen, die in Vollzeit tätig seien oder im Teilzeitjob mehr Wochenstunden leisteten, sagte Esken der „Rheinischen Post“. „2,5 Millionen Frauen sind in Deutschland teilzeitbeschäftigt. Wenn die nur eine Stunde pro Woche mehr arbeiten würden, entspräche das 70.000 Vollzeitkräften.“
Erforderlich seien Investitionen in Kitas, Schulen und Tagespflege. Auch die Betreuung von Älteren werde oft von Frauen übernommen. „Und wir brauchen Anreize wie zum Beispiel Vergünstigungen bei der Einkommensteuer für Menschen, die ihre Teilzeit aufstocken. Das käme insbesondere Frauen zugute.“ Die SPD wolle dazu ein Konzept vorlegen. „Der erste Schritt wäre aber, das Ehegattensplitting abzuschaffen und stattdessen ein Familiensplitting einzuführen. Wir sollten endlich damit aufhören, ein Modell zu fördern, das Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert.“
Ihr Co-Parteivorsitzender Lars Klingbeil hatte bereits als Alternative zur Kürzung des Elterngelds vorgeschlagen, das Ehegattensplitting für neue Ehen abzuschaffen – dem hatte aber FDP-Chef Christian Lindner eine Absage erteilt. Beim Ehegattensplitting wird das gemeinsame Einkommen eines Paars halbiert, die darauf entfallende Einkommensteuer berechnet und die Steuerschuld anschließend verdoppelt. Das nützt vor allem Paaren, bei denen einer viel und der andere wenig verdient.
Zahl der Beschäftigten in Teilzeit gestiegen
Die Zahl der Beschäftigten in Teilzeit ist in den vergangenen Jahren gestiegen - und vor allem Frauen arbeiten häufig weniger als sie eigentlich wollen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag hervor. Demnach arbeiteten Mitte 2022 rund 10,2 Millionen Menschen in Teilzeit, das sind fast 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Im Jahr 2012 lag die Zahl bei 7,3 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das waren knapp 25 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der Anteil von Frauen in Teilzeit wuchs dabei von 44,4 Prozent im Jahr 2012 auf 49,6 Prozent im vergangenen Jahr, bei den Männern stieg der Anteil von 8,6 auf 12,6 Prozent.