Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder will nicht länger Ehrenbürger von Hannover sein. Am Dienstag veröffentlichte er einen Brief im Karrierenetzwerk LinkedIn, der laut Schröder auch an Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) geschickt worden ist.
Darin heißt es: „Ich verzichte unwiderruflich auf die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover.“ Schröder habe zur Kenntnis genommen, dass die Stadt ihm die Ehrenbürgerwürde entziehen wolle und werde dazu keine Stellungnahme abgeben. Der niedersächsische Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzende Stephan Weil bedauerte die Entscheidung des Altkanzlers.
Im Jahr 2006 wurde Schröder die Ehrenbürgerwürde verliehen
Anfang März hatte der Verwaltungsausschuss der niedersächsischen Landeshauptstadt beschlossen, dass die Stadtverwaltung ein Verfahren zur Aufhebung der Ehrenbürgerschaft einleiten soll. Der Verwaltungsausschuss kam damals zu dem Schluss, dass Schröder „durch
seine andauernde geschäftliche Verbindung mit russischen Staatskonzernen die Werte und Ziele der Landeshauptstadt nicht mehr teilt“. Schröder ist seit 2006 Ehrenbürger von Hannover.
Ein Beschluss seitens der Stadt war für die nächste Ratssitzung am 31. März vorgesehen. Schröder wollte mit seinem Schritt offenbar einer Entziehung der Ehrenbürgerschaft zuvorkommen.
Weil bedauert Schröders Entscheidung
Ministerpräsident Weil sagte: „Das tut mir insgesamt leid. Es ist nicht gut für die Stadt Hannover, und es ist nicht gut für Gerhard Schröder.“ Weil hatte seinem Amtsvorgänger Schröder in den vergangenen Wochen mehrfach nahegelegt, sich von seinen Aufgaben in
russischen Unternehmen zurückzuziehen. Auch der hannoversche Regionspräsident Steffen Krach (SPD) bedauerte Schröders Schritt: „Das ist für alle Seiten keine gute Situation.“ Allerdings sei es nicht tragbar, dass Schröder diese Funktionen ausübe.
Schröder ist unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und nimmt Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2 ein. Zudem wurde er vom russischen Erdgas-Unternehmen Gazprom für den Aufsichtsrat des Staatskonzerns nominiert. Nach dem Start des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte er die russische Regierung aufgefordert, den Krieg „schnellstmöglich“ zu beenden. Erst vor wenigen Tagen war er für ein persönliches Gespräch mit Wladimir Putin nach Russland gereist.