27.07.2020, Bayern, München: Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, nimmt an einer Pressekonferenz zur Corona-Lage in Mamming teil. (dpa)
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Die Zahl der bekannten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist auf den höchsten Stand seit Anfang Mai gestiegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Mittwochabend 1445 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Höher lag der Wert zuletzt am 01. Mai mit 1639 registrierten Neuinfektionen.

Zu einem Politikum entwickelt sich außerdem eine Testpanne in Bayern. 44.000 Reiserückkehrer warten nach Tests an Autobahnraststätten und Hauptbahnhöfen auf ein Testergebnis – davon 900 Rückkehrer, die positiv auf den Corona-Virus getestet wurden. Wegen des verspäteten Versendens der bayerischen Corona-Testergebnisse wussten die positiv getesteten Bürger aus mutmaßlich mehreren Bundesländern nichts von ihren Infektionen und konnten dementsprechend andere Menschen anstecken.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) gab am Mittwoch in München bekannt, dass es Probleme mit dem Übermitteln der Testergebnisse gegeben hat. Rückkehrer sollten eigentlich bis Mittwochmittag ihre Ergebnisse bekommen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte nach Bekanntwerden der Panne seine Reise an die Nordsee abgesagt und eine Krisensitzung anberaumt.

Testpanne in Bayern muss schnell behoben werden

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich relativ zurückhaltend über die Panne bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen in Bayern geäußert. „Ministerpräsident Markus Söder hat ja selbst gesagt, das sei sehr ärgerlich. Das ist ohne Zweifel so. Gleichzeitig ist es so, dass in außergewöhnlichen Zeiten auch Fehler passieren”, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin”.

Entscheidend sei, dass die Fehler transparent gemacht werden und sie dann schnell behoben werden. Und das mache die bayerische Staatsregierung, so Spahn.

SPD fordert Rücktritt von Gesundheitsministerin Huml

Die bayerische SPD fordert wegen der Corona-Testpanne im Freistaat den Rücktritt von Gesundheitsministerin Melanie Huml. „Frau Huml muss zurücktreten und Herr Söder muss sich erklären”, sagte Generalsekretär Uli Grötsch am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. „Er muss Buße tun, weil er als Ministerpräsident seiner Verantwortung schlichtweg nicht gerecht geworden ist und mit der Gesundheit der Menschen in Bayern gespielt hat.”

Für Grötsch sei das „die größte Verfehlung, die im ganzen Thema Corona-Pandemie in ganz Deutschland jemals passiert ist”, sagte er weiter.

Bayern ist allerdings das einzige Bundesland, das überhaupt freiwillige Corona-Tests für Urlaubsheimkehrer anbietet. An den Grenzen aller anderen Bundesländer wird gar nicht getestet.

Harsche Kritik an Söder

Die Linke kritisierte Söder scharf. Linke-Chefin Katja Kipping bezeichnete Bayerns Ministerpräsidenten als „Scheinriesen im Krisenmanagement“. So wichtig die breite Verfügbarkeit kostenloser Corona-Tests sei, so wichtig sei eben auch der sorgfältige Umgang mit den Ergebnissen.

Deutliche Worte kamen ebenfalls von der FDP und den Grünen. „900 positiv Corona-Getestete nicht zu informieren, ist Körperverletzung gegenüber denen, die diese anstecken”, twitterte FDP-Vizefraktionschef Alexander Lambsdorff. „Wo ist Söder? Sonst immer vorneweg, schickt er jetzt seine Gesundheitsministerin vor. Peinlich.”

Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, schrieb: „Das ist das Ergebnis einer Politik der CSU, die auf Show statt Substanz setzt.”

dpa