Der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune (dpa)
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Im diplomatischen Konflikt mit Frankreich zeigt sich der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune gegenüber Paris unnachgiebig. „Ich werde nicht derjenige sein, der den ersten Schritt macht“, sagte Tebboune dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ (Samstag). „Kein Algerier würde akzeptieren, dass ich mit jenen Kontakt aufnehme, die uns beleidigt haben.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe vollkommen unnötig einen alten Streit neu aufgelegt. Wenn die Franzosen jetzt nach Mali oder Niger wollten, müssten sie eben neun statt vier Stunden fliegen. „Macron übernimmt aus wahlstrategischen Gründen Aussage von Rechtsextremen“ Die Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien sind wegen der umstrittenen Äußerungen Macrons über die koloniale Vergangenheit des nordafrikanischen Landes angespannt. Algerien hatte deshalb Anfang Oktober seinen Botschafter aus Paris zu Beratungen zurückgerufen und französischen Militärflugzeugen den Überflug verwehrt. Tebboune kritisierte im „Spiegel“, Macron habe „aus wahlstrategischen Gründen“ die Aussage von Rechtsextremen übernommen, Algerien sei keine Nation gewesen, sondern erst von Frankreich zu einer Nation gemacht worden. Man rühre nicht an der Geschichte eines Volkes. „Und man beleidigt die Algerier nicht.“

Der alte Hass der Kolonialherren sei zum Vorschein gekommen, so Tebboune. „Macron hat sich mit dieser Äußerung auf die Seite jener gestellt, die die Kolonialisierung rechtfertigen.“ Tebboune lobt deutsch-algerisches Verhältnis

Das Verhältnis zu Deutschland lobte Tebboune hingegen. Deutschland sei Algerien immer mit Respekt begegnet. Er würde sich wünschen, mit der neuen Regierung in Berlin ein großes Krankenhaus in der Hauptstadt Algier zu bauen. Seine Regierung sei bereit, einen Großteil des Projektes zu finanzieren. Mit deutscher Hilfe könnte Algerien Europa auch mit Sonnenenergie beliefern. Macron hatte der ehemaligen französischen Kolonie Geschichtsklitterung vorgeworfen. Er behauptete fälschlicherweise, in Algerien habe es bereits „eine Kolonisierung vor der französischen Kolonialherrschaft“ gegeben. Er spielte damit auf die türkische Präsenz in dem Land zwischen 1514 und 1830 an. Zudem sei die Abneigung gegen das ehemalige französische Kolonialreich angeblich auf türkische Propaganda zurückzuführen. Macrons Aussagen wurden von Algerien als ein Versuch gewertet, die blutige koloniale Vergangenheit des Landes zu beschönigen. Das nordafrikanische Land hatte im Algerienkrieg zwischen 1954 und 1962 seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangt.

TRT Deutsch und Agenturen