Aus Protest gegen die Leugnung des Srebrenica-Völkermordes hat der bosnische Präsidentschaftsvertreter Željko Komšić das Interview mit der serbischen Nachrichtenagentur Tanjug abgebrochen. (AA)
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Das kroatische Mitglied des bosnisch-herzegowinischen Staatspräsidiums, Željko Komšić, hat am Dienstag ein Interview mit der staatlichen serbischen Nachrichtenagentur Tanjug abgebrochen. Grund dafür war die Weigerung des Interviewers, den Srebrenica-Völkermord als solchen anzuerkennen. In dem Interview betonte Komšić, Präsident des Präsidialrats von Bosnien und Herzegowina, dass das Thema Srebrenica-Völkermord „sehr wichtig“ sei. Komšić fragte dann den Interviewer, warum er den Völkermord nicht anerkenne. „Dort (in Srebrenica) wurde ein schreckliches Verbrechen begangen“, antwortete der Journalist. „Nein, es wurde ein Genozid begangen“, erklärte Komšić. „So steht es in den Urteilen des internationalen Gerichtshofs. Völkermord ist kein ‚schreckliches Verbrechen‘. Einige andere Verbrechen waren schrecklich, aber dies ist ein Völkermord.“ „Ich bin mit dem Urteil nicht einverstanden“ Der Journalist behauptete daraufhin, dass die Bezeichnung als Völkermord eine spezielle Position von Komšić sei. „Nein, das ist nicht meine Position, sie steht in den Urteilen des internationalen Gerichtshofs“, so Komšić. Auf die Frage, ob er mit dem Urteil einverstanden sei, schoss Komšić zurück: „Sind Sie nicht einverstanden?“ „Ich bin mit dem Urteil nicht einverstanden“, sagte der Journalist. „Dann müssen Sie dieses Interview mit jemand anderem führen. Viel Spaß in Sarajevo", entgegnete Komšić, nahm sein Mikrofon ab und brach das Interview ab. Das Video des Interviews verbreitete sich schnell im Internet. Die Bosnier lobten Komšić für seine Reaktion. Komšic wurde 1964 in Sarajevo als Sohn eines bosnischen Kroaten und einer bosnischen Serbin geboren. Während des Bosnienkrieges diente Komšić in der bosnischen Armee und wurde für seine Dienste vom ehemaligen bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović mit dem höchsten Orden des Landes ausgezeichnet. Seit seiner Zeit als Politiker setzt er sich für die Einheit von Bosnien und Herzegowina ein und wurde 2018 bereits zum dritten Mal in das Staatspräsidium gewählt.

TRT Deutsch