Zahlreiche Menschen strömen zum berüchtigten Sednaya-Gefängnis nahe Damaskus, um nach inhaftierten Angehörigen zu suchen. Photo: AA (AA)
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Die syrische Zivilschutzorganisation Weißhelme hat den Kreml aufgefordert, den laut Berichten nach Russland geflüchteten ehemaligen syrischen Machthaber Baschar al-Assad zur Herausgabe von Informationen zu geheimen Gefängnissen und dort festgehaltenen Menschen zu drängen. Sie hätten „über einen internationalen Vermittler eine Anfrage an die UNO gerichtet, um Russland aufzufordern, Druck auf Assad auszuüben“, erklärten die Weißhelme am Dienstag.

Demnach fordern sie von Assad, dass dieser Karten mit den Standorten der geheimen Gefängnisse und Listen mit den Namen der Gefangenen übergibt, „damit wir sie so schnell wie möglich erreichen können“.

Nach Angaben des Syrischen Netzwerks für Menschenrechte (SNHR) hielt das Assad-Regime während des Bürgerkriegs mindestens 1,2 Millionen Syrer fest und setze sie verschiedenen Foltermethoden aus. Einem Bericht der NGO zufolge wurden die Folterzentren des Regimes als zivile Gefängnisse, Militärgefängnisse, geheime inoffizielle Haftanstalten und Verhörzentren kategorisiert. Es sollen insgesamt mehr als 50 solcher Zentren in fast allen Provinzen des Landes existieren.

Tausende suchen nach inhaftierten Angehörigen

Die syrischen Oppositionskämpfer ließen während ihrer Offensive in den vergangenen Tagen tausende Gefangene frei, tausende weitere werden aber noch vermisst. Am Montag waren zahlreiche Menschen zum berüchtigten Sednaya-Gefängnis nahe der Hauptstadt Damaskus geströmt, um nach teils seit Jahren inhaftierten Angehörigen zu suchen.

Die Weißhelme erklärten am Dienstag jedoch, ihre Mitarbeiter hätten keine weiteren Häftlinge in dem Gefängnis gefunden. Es seien keine „geheimen Zellen“ oder Kellerverliese entdeckt worden.

In einem nahe der Hauptstadt Damaskus gelegenen Krankenhaus entdeckten die Oppositionskämpfer nach eigenen Angaben etwa 40 Leichen mit Folterspuren. Nach Angaben der Vereinigung der Inhaftierten und Vermissten des Sednaya-Gefängnisses (ADMSP) handelt es sich bei den Leichen vermutlich um Insassen der Haftanstalt.

Gefundene Leichen im Foltergefängnis Sednaya (AA)

Das Foltergefängnis ist ein Symbol für die Brutalität der jahrzehntelangen Herrschaft der Assad-Familie. Baschar al-Assad hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten übernommen, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden.

Nach Angaben des SNHR sind mehr als 100.000 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, häufig unter Einwirkung von Folter.

Die Rebellengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und verbündete Milizen hatten am Sonntag die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Machthaber Assad gestürzt. Assad floh nach Angaben staatlicher russischer Medien nach Moskau.

Seit 2011 herrschte in Syrien ein verheerender Bürgerkrieg, der das Land völlig gespalten hat. Das Assad-Regime kontrollierte bis zu seinem Sturz mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran etwa zwei Drittel des Landes.

TRT Deutsch und Agenturen