09. Januar 2025, Chan Junis, Gaza: Palästinenser strecken ihre leeren Behälter nach Lebensmitteln aus, als Wohltätigkeitsorganisationen warme Mahlzeiten verteilen. / Photo: Nachrichtenagentur Anadolu (AA) (Others)
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Nach der Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen wollen Hilfsorganisationen ihren Einsatz für notleidende Menschen dort schnell verstärken. Das International Rescue Committee (IRC) kündigte an, seine Arbeit im Gazastreifen auszuweiten, „sobald es die Umstände erlauben“. „Die Narben dieses Krieges werden lange sichtbar sein, aber es braucht jetzt eine Welle der Hilfsbereitschaft, um die Zivilbevölkerung sofort zu unterstützen“, sagte IRC-Präsident David Miliband. Nötig sei der freie Zugang und die uneingeschränkte Mobilität von humanitären Helfern.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef machte deutlich, das Ausmaß der humanitären Bedürfnisse sei enorm. Unicef und seine Partner seien bereit, ihr Engagement zu vergrößern, hieß es in einer Erklärung. Auch das Hilfswerk hob hervor, wichtig sei der ungehinderte Zugang, um alle Kinder und Familien mit sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung und psychologischer Unterstützung zu erreichen.

Zurzeit gebe es schätzungsweise 17.000 Kinder, die ihre Eltern verloren hätten oder von ihnen getrennt seien. Annähernd eine Million Kindern lebten nicht mehr in ihrem Zuhause, berichtete Unicef.

Am Sonntag soll es soweit sein: Dann soll im Gazastreifen eine zunächst sechswöchige Waffenruhe in Kraft treten. In dieser Zeit soll der erste Geiselaustausch stattfinden. Auf diesen Deal haben sich Israel und die Hamas nach den Verhandlungen in Katar geeinigt.

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza

Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel war die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden Zehntausende Zivilisten getötet.

Israel stoppte die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete zugleich massive Luftangriffe. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.

Humanitäre Hilfslieferungen wurden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Mittlerweile ist die Infrastruktur in Gaza fast komplett zerstört und es gibt kaum noch unbeschädigte Gebäude. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.

Von den 36 Krankenhäusern in Gaza sind nur noch wenige teilweise in Betrieb. Zudem leidet laut Hilfsorganisationen ein Großteil der rund zwei Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, die aktuell nicht behandelt werden können.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 46.700 Menschen getötet und mindestens 110.000 weitere verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder. Zudem sollen rund 10.000 Palästinenser von israelischen Soldaten verschleppt worden sein.

TRT Deutsch und Agenturen