Nach knapp einem Jahr israelischen Vernichtungskriegs in Gaza hat der Chef des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, die Lage in der Enklave als endlosen Alptraum beschrieben. Die mehr als zwei Millionen Menschen in dem abgeriegelten Gebiet seien täglich mit Seuchen, Hunger und Tod konfrontiert, sagte Lazzarini am Montag in Genf.
In vielen Teilen des Gazastreifens fließe Abwasser im Freien und bedrohe die Gesundheit der Menschen. Familien lebten in Ruinen und Schutt. Besonders stark litten Kinder. Lazzarini erinnerte daran, dass die Schulbildung vieler Mädchen und Jungen gestört oder unterbrochen sei. Seit Beginn des israelischen Krieges seien 85 Prozent der Schulgebäude in Gaza getroffen oder beschädigt worden.
UNRWA mit 33.000 Mitarbeitern ist das wichtigste Hilfswerk für die palästinensische Bevölkerung in der Region, neben dem Gazastreifen wirkt es auch im besetzten Westjordanland, Libanon, Jordanien und Syrien. Das Hilfswerk unterhält Schulen und Gesundheitseinrichtungen und leistet Nothilfe.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Organisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten von Israels Armee getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden seither von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 41.600 Menschen getötet und mehr als doppelt so viele verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.